UB40


Sie spielten in der klassischen, defensiven 4-4-2-Formation. Doch von einer nur taktisch bestimmten, zurückhaltenden Spiellaune war beim Abschluß-Gig der diesjährigen UB 40-England-Tour wenig zu spüren. Nun gut, Turbo-Speed legen die Jungs aus Birmingham nie vor; ihre pulsierenden Rhythmen werden von einem fließenden Groove aus Reggaeund Jazz-Anleihen bestimmt. Und der traf voll den Geschmack der nahezu 7000 Fans.

Musikalisch stehen UB 40 in den letzten Monaten nicht unbedingt in vollster kreativer Blüte, wie das aktuelle Album BAGGARIDDIM dokumentiert. Alte Songs wurden in neuen Arrangements und mit gesanglicher Förderung talentierter Toaster produziert.

Einige dieser brabbelnden Vokal-Artisten hatten denn auch ihren Auftritt vor der großen Londoner Kulisse. Einer von ihnen, Pato Benton, nutzte die Chance mit einer bravourösen Show-Einlage. Nicht nur durch seinen schneeweißen Moon-Anzug stach der Dreadlock ins Auge, auch am Mikro erwies er sich als begeisternder Entertainer.

Die Reißer des Abends, und damit auch das Futter für die Hit-Konsumenten, waren aber alte Titel wie „Tyler“, „One In Ten“, „Present Arms“, „Red Red Wine“, „Please Don’t Make Me Cry“, „If It Happens Again“, „Cherry Oh Baby“ und der augenblickliche Ohrwurm „Don’t Break My Heart“. Hier flirteten die beiden Campbell-Brüder an den Gitarren zusehends mit den meist weiblichen Fans. Sänger Astro badete natürlich ebenso in der Gunst der dahinschmelzenden Fans, sofem er nicht gerade für mächtig Wind in der vierköpfigen Bläser-Sektion sorgte.

Der um zwei Gäste erweiterte Birminghamer Achter war bestens eingegroovt; das war als Ergebnis der zurückliegenden Konzerte klar zu hören. Da stimmten die leichten Tempi-Wechsel, da paßte das gut aneinandergereihte Song-Programm. Auf schillernde Show-Sperenzchen hatte man weitgehend verzichtet.

Für einige Gäste mochte die süffisante Sound-Melange nicht ganz das Richtige gewesen sein: Sie verließen vorzeitig die Wembley Arena. Pech gehabt! Das Auditorium geriet total aus dem Häuschen, als eine Dame in Mini-Rock und schwarzen Stiefeln auf die Bühne kam: Chrissie Hynde. Zusammen mit Ali Campbell intonierte die Pretenders-Lady ihre Version von Sonny & Chers „I Got You Babe“. Superb, kitschig, Herz und Schmerz, Zuckerbalsam.