Wandergitarrist mit festem Willen


Seine ruhelosen Jugendjahre dienen Neal Casal bis heute als Quelle der Inspiration.

„Mein Leben begann merkwürdig. Es fing an, als meine Mutter meinen Vater verließ, mich in unseren roten Maverick setzte und losfuhr. Da war ich drei.“ Neun Jahre zogen Mutter und Sohn Casal von US-Staat zu US-Staat, blieben aber nie lange genug an einem Ort, um wirklich Wurzeln zu schlagen. „In der Schule war ich immer der Neue. Irgendwann habe ich aufgehört, nach einem besten Freund Ausschau zu harten“, erinnert sich Neal Casal schmunzelnd. Er ist nicht verbittert. Schließlich liefert ihm die eigene Story den Stoff, aus dem tiefgründige Songs sind. Sieben CDs in weniger als fünf Jahren, insgesamt 77 Eigenkompositionen, haben den 31-jährigen Sänger und Songschreiber zu „Anytime Tomorrow“ geführt, seinem neuen Folk- und Blues-Album mit viel Rockappeal. Produziert hat die Platte Jim Scott, der auch schon mit Tom Petty, Matthew Sweet und Wilco zusammengearbeitet hat und Neal Casal nach den Aufnahmen zu seinem aktuellen Werk bescheinigte: „Das war’s. Du bist dort, wo du hin wolltest.“ Casal selbst sieht das – allein schon aus finanziellen Gründen etwas anders. „Ich kämpfe seit zehn Jahren, bin aber noch nicht auf der sicheren Seite“, meint er, und es schwingt die leise Furcht mit, dass er irgendwann wieder als LKW-Fahrer oder Straßenasphaltierer arbeiten muss. Doch er gibt die Hoffnung nicht auf. Schließlich lebt er zusammen mit seiner Frau Christy in New Jersey – in einem Ort namens Hope.