Wer beatet mehr?


Maulschellen gibt's von den Beatsteaks nur in musikalischer Form. Die fallen dafür aber auch weiterhin deftig aus. Ansonsten zeigen sich die Punk'n'Roller im Interview von der pflegeleichten Seite.

Kein wunder, lud doch ein lieber Kollege, ein Sportfreund gar, die Berliner zum Gespräch. Florian Weber traf die Band, die ihm seine persönliche Platte des Monats bescherte: „Sieben Sterne von sechs wäre meine persönliche Wertung für das neue Beatsteaks-Album „, sagt er, der Flo. Die beste Voraussetzung also, um mit Sänger Arnim Teutoburg-Weiss, Schlagzeuger Tom Götz, Bassist Torsten Scholz und Gitarrist Peter Baumann über die neue Platte, Pläne und Powerriffs zu sprechen – im Münchner Backstage, wo die Beatsteaks ihr neues Album vorstellten.

Also, ich weiß nicht, ob das Aufnahmegerät funktio…

ARNIM (schnappt sich das Teil): Einszweieinszweieinszwo! (drückt Stop, dann Play, lauscht) Geht! Was bitte soll smack smash bedeuten?

ARNIM: Der Begriff stammt aus der Comic-Welt und bedeutet soviel wie „Kawumm“. Smack Smash – so wie links und rechts (verteilt Ohrfeigen in der Luft).

Also eine musikalische Mautschelle. Sehr fein. Da teilt dann auch Schlagzeuger Tom kräftig mit aus, er hat mit „Vision „ja auch einen Song geschrieben …

ARNIM: Mehrere. Tom wird dir auf diese Frage keine Antwort geben, deswegen sage ich jetzt mal was: Tom ist ein Songwriter erster Kajüte. Er spielt neben dem Schlagzeug nicht nur Gitarre, sondern auch Klavier und schreibt Texte. , Also ist der Text von „Vision “ auch von dir, Tom?

TOM: Ja. Aber das war dieses Mal so, dass nicht einer allein einen Text gemacht hat, sondern dass wir alle zusammen daran gesessen haben, uns ausgetauscht haben, um Missverständnisse unter uns zu vermeiden. Das volle Teamwork. Bei den Songs ist es genauso gewesen. Wir haben noch nie so eng zusammen Musik gemacht. peter: So kann sich jeder mit den Songs voll identifizieren. Die Arbeit war offener und ehrlicher. Keiner war dem anderen böse, wenn er fragte: „Braucht das Gitarrensolo hier wirklich jemand?“ Oder: „Das find ich jetzt nicht so geil, wie du da singst. „Wir haben konkret gelernt, wie man damit umgeht.

War das früher anders ?

peter: Nicht anders, aber da hatten wir mehr Missverstandnisse und nahmen vieles persönlicher.

Ihr habt in verschiedenen Berliner Studios mit Moses Schneider aufgenommen. Warum?

TORSTEN: Vier Studios waren es insgesamt. Das war Moses‘ Idee. In jedem Studio haben wir das gesamte Album aufgenommen, um dann zu schauen, welcher Song klingt wo am besten? Wenn wir gleich in den ersten Studios einen für uns perfekten Song hatten, dann wurde allerdings nicht mehr lange rumprobiert.

Habt ihr die Platte komplett live eingespielt?

ARNIM: Ja. Bis auf die Stimme und einen Overdub.

Wozu fanden dann noch die Aufnahmen im Berliner Knaack-Club statt?

TORSTEN: Dort haben wir vor Freunden gespielt, Applaus und Live-Atmosphäre aufgenommen und bei dem einen oder anderen Song mit dazugemischt. arnim: Sozusagen war das ja auch ein Studio für uns. Wir haben dort alle Songs komplett aufgenommen. Aber es gab da soundtechnisch einen groben Unterschied zu den anderen Aufnahmen. Wir dachten jedoch, dass da alles ein Level haben sollte. Deswegen haben wir keinen Song aus dem Knaack aufs Album gepackt. Vielleicht kommt da mal eine Maxi-CD raus. Es gab im Knaack eine Strichliste, auf der Fehler der Bandmitglieder vermerkt wurden. Wer hat verloren?

TOM: Torsten hat verloren.

TORSTEN: Tom hatte zehn und ich 42. Wie man s sieht; vielleicht hab ich ja auch gewonnen.

ARNIM: Das lag aber nicht an deinen drei Verspielern im Knaack, sondern an deinen schlechten Witzen, für die du die Striche bekamst.

Gehe ich recht in der Annahme, dass die neue Produktion sich ein gutes Stück von jener des Vorgängeralbums living targcts entfernt hat, dass es dieses Mal eher in die Richtung Oldschool Rock’n’Roll geht? Habt ihr euch von bestimmten Bands beeinflussen lassen?

TORSTEN: Immer. Da kann man viele Einflüsse raushören. Viele sagen, dass Clash sehr zu hören ist.

Es gibt mit „Hello Joe“ ja auch eine musikalische Verneigung vor Joe Strummer auf shack smash. Sind The Clash eure Helden ?

ARNIM: Voll!

Torsten : Sie gehören zu den wenigen, bei denen alle fünf sagen: geile Band!

Singt ihr nun eigentlich auch deutsche Texte? Es gibt ja ein neues Lied mit dem Titel „Hand In Hand“ und… (Lautes Gelächter)

ARNIM: Nein, es heißt (spricht es englisch aus): „Hand In Hand“! Das wird die erste Single (singt das Lied vor).

Oh toll, genau, das ist mein Lieblingstück!

peter: Schön zu hören. Ich werde jetzt schön langsam auch immer sicherer mit der Auswahl.

TORSTEN: Das Video dazu haben wir gerade in Berlin gedreht. Das ist so ein künstlerisches Performance-Ding an drei verschiedenen Orten.

Was passiert jetzt eigentlich, wenn ich behaupte, dass euer neuer Song mit dem Titel „Ain’t Complaining“ klingt wie ein Strokes-Lied, nur härter?

Torsten: So seh‘ ich das auch ein bisschen.

ARNIM: Bei dem Song fallt stark auf, dass der Produzent der Strokes, Gordon Raffael, sich ein bisschen um den Vocals-Sound gekümmert hat. Er ist ein Freund von Moses. Und gerade bei dem Lied dreht er den Sound voll in diese Richtung.

Zum Bierstand gab es beim Backstage-Gig nur einen Weg: sich auf Händen tragen lassen Würdet ihr eure Single bei Top Of The Pops oder in einem ähnlichen Fernsehrasterspielen?

peter: Wir haben den Punkt gefunden, wo wir sagen, was wir machen würden und was nicht. Wenn wir live spielen dürfen, dann ja. Ansonsten nicht. Wir wollen nie Playback spielen – Punkt. Keine Angst vor schlechtem Fernsehsound?

TORSTEN: Nö. Das kann ja auch so ein Charming-Punkt sein. Und wenn wir einigermaßen gut spielen, dann kann das, was rauskommt, gar nicht so schlecht klingen.

Gibt es für euch auch bestimmte Plattformen, die ihr nicht nützen würdet, um bekannter zu werden?

peter: Das kommt immer darauf an. Wir stellen uns zum Beispiel die Frage, ob wir in der Bravo auftauchen möchten. Warum eigentlich nicht? Ich bin ja nicht dafür da, auszusuchen, wer meine Musik hören darf und wer nicht. Wenn man über die Musik reden kann und solange wir nicht in der Lovestory mitspielen, habe ich kein Problem damit.

TORSTEN: Arnim hat mal was ganz Gutes gesagt: Wenn ich immer noch so fair bin und Lust habe, jedem kleinen Punk-Fanzine ein Interview zu geben, dann kann mir keiner an die Karre pissen, wenn ich bekannteren Blätter Rede und Antwort stehe.

Zudir, Tom: Was schmückt zur Zeit das Resonanzfell deiner Trommel ? Du hast ja immer wieder verschiedene Botschaften draufgeschrieben.

TOM (traurig): Gar nix. Normalerweise macht das immer Arnim oder Peter. Wir hatten aber kaum Zeit zum Proben, deswegen auch keine Zeit zum Malen.

Du hattest einmal auch „Gegen Stoiber! daraufstehen. Seid ihr politisch aktiv, engagiert, interessiert?

Arnim: Das mit Stoiber fand ich total genial. Man setzt ein Zeichen ohne langes Blabla. Wir haben zum Zeitgeschehen ein deutliches Statement gegeben. Wir sind ja eher die Band, die sich mehr um das Liebeslied kümmert – mit vielen persönlichen Texten.

TORSTEN: Wir sind ja auch so genug politisch. Wer meine Haltung wissen will, kann mich doch fragen. TOM: Das war auch der Hintergedanke mit dem Stoiber-Ding. Wie blöd ist es, da ewigzu lamentieren. Und wie geil ist es, die Bass-Drum hinzustellen und du bekommst Szenen-Applaus.

Für dich, Peter, als Gitarrenvirtuosen, kann es momentan doch nur die eine Frage geben: Wie findest du The Darkness?

PETER: Furchtbar. Ich dachte anfangs, das ist ganz lustig. Doch als ich dann erfahren habe, dass die sich so ernst nehmen, fand ich sie furchtbar.

ARNIM: Die machen halt so seichten Pop-Rock-Metal, aber es gab schon viel geileren Glam-Rock. Sie versuchen sich im Gesang an Queen, haben aber bei weitem nicht die Qualität. Irgendwie kann ich die nirgends hinstecken.

peter: Mich nervt so ein bisschen, dass das den jungen Leuten als was Neues verkauft wird. Also, wir machen ja nun auch nix Neues, aber dafür ist mir The Darkness zu uninteressant.

ARNIM: Der Sänger ist hässlich. Und nun zu dir,

Arnim: Welche Kopfbedeckung ist auf der neuen Tour von dir zu erwarten ?

ARNIM: Ich habe nun so einen neuen Hut – Italien-Style… Sag mal, soll das dein Ernst sein? Die anderen bekommen so tolle Fragen, und du fragst mich nach meinem Hut?!

Entschuldigung. Ich habe gerade erst bemerkt, dass ich dich auf meinem Fragenzettel ganz vergessen hatte. Auf die Schnelle fiel mir eben nichts Besseres ein. Aber wir sind ja gleich fertig. Zur letzten Frage: Es gibt da ein Festival mit dem Namen „Beatstage „, und …

TORSTEN, PETER UND ARNIM: Echt?!

Dummköpfe! Doch nur imaginär! Ihr sollt in eurer Vorstellung dieses „Beatstage“-Festivat organisieren. Stellt mal ein Billing der Güteklasse 1A zusammen historische wie aktuelle Bands. Und los!

tom: Ich würde Velvet Underground nehmen.

peter: Nee. Echt? Ich dachte, du würdest Clash nehmen. Dann nehme ich The Clash. ARNIM: The Clash wären Headliner!

peter: Bernd würde Depeche Mode nehmen.

ARNIM: Nee. Lass uns mal ein richtig geiles Billing zusammenstellen. Joy Division? Nö. Ramones davor, Alter! Ramones vor Clash. Sex Pistols auf gar keinen Fall. Also wir als Opener.

TOM: Dann kommt All. Könnte dann kommen. Velvet Underground somit auf der Alternastage. Arnim: Dann kommt All. Und dann könnte man, finde ich, so Beastie-Boys-mäßig durchstarten. PETER: Boah, geil! Einfach mal so rausschicken die Nachricht: Beatsteaks, All, Beastie Boys, Ramones, The Clash. Und auf der Loreley findet das Ganze statt.

Arnim: Ich glaube, ich würde uns doch wieder rausnehmen.