Whitney Houston: Whitney Houston live in Concert


Atlanta, The Omni.

Daß Whitney Houston singen kann, hat sie bewiesen. Daß sie auch ausnehmend gut aussieht, ist nicht mal mehr eine Geschmacksfrage. Aber wird das genügen, um einen ganzen, langen Abend mit Persönlichkeit zu füllen?

Gut 16.000 Besucher waren gekommen, um den perfekten Popstar der 80er Jahre leibhaftig zu erleben – jene brave junge Dame, die so wenig schwarz ist, daß sogar Ku-Klux-Klan-Väter sie als Schwiegertochter akzeptieren könnten. Ausgelassene Stimmung, die auch ein mit der Zeit etwas langweiliger Kenny G. im Vorprogramm nicht zu bremsen vermochte. Die endlosen Saxofonläufe. unterstützt von verharmlosten Jazz-Rock-Akkorden, werden spätestens dann unangenehm, wenn der Zuhörer die gewohnte Stimme des Radio-Sprechers vermißt, der normalerweise zu solchen Tönen die Wettervorhersage spricht.

Doch so gerne die Massen auch getanzt hätten, auch Whitney gab nur wenig Anlaß zu Übermut. Lediglich „How Will I Know“ als Starter und „I Wanna Dance With Somebody“ als Abschluß ließen den Funken über- und die Fans aufspringen.

Dazwischen beherrschten Balladen und gezähmte Slow-Rock-Nummern das Programm — allesamt gekonnt auf die Stimme der Dame zugeschnitten, aber letztlich zu glatt, zu kühl, auch zu perfekt dargeboten. Nicht daß man sich ein paar falsche Töne aus ihrer begnadeten Kehle wünschte, aber der eine oder andere Schweißtropfen hätte sicher nicht geschadet.

Auch die Bühnenpräsenz ließ zu wünschen übrig. Da stand sie in ihrer Herrlichkeit – und alles rundherum schien so groß, so übermächtig. Sicher, eine gräßliche Mehrzweckhalle dieser Größenordnung mit einer bewegenden Gospel-Nummer in ein intimes Plätzchen zu verwandeln, ist eine schier unlösbare Aufgabe. Aber wenn sich Madame bei triefenden Klavierballaden lieber dem Pianisten zuwendet und so dem Publikum singenderweise den Rücken zeigt, trägt dies auch nicht gerade zur Vertiefung der Sympathie bei.

Fazit: Die Frau wäre gut beraten, ein paar musikalische Aufreißer in ihr Programm aufzunehmen, bevor sie allzusehr in die gelackte Las Vegas-Anmache abgleitet. Denn eine Meinung setzte sich an diesem Abend bei vielen (vor allem jüngeren) Besuchern durch: lieber eine schwitzende Madonna mit Playback als eine Whitney, die so sauber ist, daß es sauberer gar nicht mehr geht!