„Winnetou“: Michael „Bully“ Herbig kritisiert die „strenge Comedy-Polizei“


Michael „Bully“ Herbig erklärt, warum Karl-May-Parodien heutzutage nicht mehr so gedreht werden können wie noch vor 22 Jahren.

Auch Komiker Michael „Bully“ Herbig äußerte sich zur Winnetou-Debatte: In der Talkshow „3 nach 9“ erklärte er, warum „Der Schuh des Manitu“ (2001) heute nicht mehr auf dieselbe Art und Weise produziert werden könne wie noch vor über 20 Jahren.

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„Der Schuh des Manitu“ wurde von April bis Juni 2000 in Spanien und Bayern gedreht und schließlich 2001 in den deutschen Kinos ausgestrahlt. Das Stück handelt von den Brüdern Abahachi (Herbig) und Ranger (Christian Tramitz), die zu Unrecht beschuldigt werden, einen Mord begangen zu haben. Weiterhin wird auch der Zwillingsbruder von Abahachi gezeigt – der schwule Winnetouch, der eine Beautyfarm betreibt. Die Westernkomödie parodiert die Karl-May-Verfilmungen „Winnetou“ und „Old Shatterhand“ aus den frühen 1960er Jahren.

„Irgendwann sagen die Leute: ‚Ich mach keine Komödien mehr – das ist mir zu heiß’“

„Den Film habe ich vor 22 Jahren gemacht und es war eine Parodie auf Filme, die vor 60 Jahren im Kino waren. Die Comedy-Polizei ist so streng geworden“, so Herbig in einem Gespräch mit Giovanni di Lorenzo über „Der Schuh des Manitu“. Er sagte zudem, dass der Film damals – ähnlich wie bei Märchengeschichten – mit der Verwirklichung von Träumen zu tun gehabt habe. Heute hingegen müsse man bei einer solchen Verfilmung viele verschiedene Meinungen und Ansichten berücksichtigen, „weil man das Gefühl hat, dass man sehr schnell Leuten auf die Füße tritt“, erklärte er weiter.

Er schlussfolgerte, dass dies der Grund dafür sei, warum er und viele weitere Komiker*innen die Lust an ihrer Arbeit verlieren: „Ich hab den Eindruck, dass alle im Moment so laut sind, dass keiner dem anderen mehr zuhört. Wenn es dann irgendwann mal einen Katalog gibt, in dem steht, über die Person, über den Menschen, darfst du Witze machen, über diesen Kulturkreis nicht, über diese Menschen auch nicht, dann kommst du in so ein Fahrwasser – also ich hab dann keinen Spaß mehr dran – dann müssen das Leute machen, die sich da so durchmanövrieren, aber das nimmt mir so ein bisschen die Freude und dann sehe ich, wenn man in so eine Richtung weitergaloppiert, sehr dunkle Zeiten auf uns zukommen, weil dann wird es irgendwann Leute geben, die einfach sagen ‚Ich mach keine Komödien mehr – das ist mir zu heiß‘“, so Herbig.

Je mehr Meinungen, desto schwieriger die Interaktion

Des Weiteren sei es für ihn als Komiker zunehmend kompliziert, mit dem Publikum zu interagieren, wenn dieses zwei unterschiedliche Meinungen vertritt. Er erklärte: Während die einen sagen „Ich finde das lustig, ich erkenne mich da wieder, ich fühle mich ertappt, ich kann darüber lachen“, sagen die anderen „Ich fühle mich diskriminiert oder ich fühle mich beleidigt“ – das würde zunehmend zu einem Problem, denn „dann weiß ich nicht mehr, auf wen ich hören soll“.

Am 29. September 2022 erscheint der Film „Tausend Zeilen“, bei dem Herbig Regie führt. Besetzt wird er unter anderem von Elyas M’Barek und Jonas Nay. Das Werk beleuchtet den Skandal um den „Spiegel“-Reporter Claas Relotius.