Winterthurer Musikfestwochen: Musik-Marathon


Ein spektakuläres Programm mit besonderer Betonung auf hervorragende Live-Acts zu bieten, lautet das Ziel der 15. Winterthurer Musikfestwochen, die vom 24. August bis 9. September ausgetragen werden.

Mit von der Partie: Aerosmith, The Pogues, Stevie Ray Vaughn, Tanita Tikaram und Meat Loaf. Außerdem sind die Tschechoslowakei und Irland als kleinkulturelle Schwerpunkte auf Nebenschauplätzen vertreten, bei denen viele Künstler die Gelegenheit erhalten, erstmals in der Schweiz aufzutreten.

Winterthur ist keine Stadt wie jede andere; kein lauschiger Fluß in der Tiefe, keine Berggipfel als bizarre Kulisse für eine Rockveranstaötung – die alljährliche Kulturbegegnung findet mitten im Herzen der Eulachstadt statt, eingerahmt von behäbigen Häusern, Leuchtreklamen und Graffitti. „Auf der Gasse“ kommt das seil 15 Jahren nur wenig veränderte Konzept zum Tragen: Große Namen sorgen für die Zuschauermassen in der Steinberggasse, unbekannte Künstler verschiedenster Stilrichtungen für die Entdeckungsreisen auch auf der Marktgasse, am Graben oder im Musikklub „Albani“. Die Winterthurer Musikfestwochen sind Kulturförderer und Förderer sozialer Kontakte zugleich, denn in irgendeiner Form mit dabei zu sein, gilt für viele Winterthurer/ innen als Muß.

Exklusiv in Europa

Mit den rund 130 Acts, die zwischen dem 24. August und 9. September auftreten, konnte gemäß Organisationskomitee zum erstenmal weitgehend das Wunschprogramm verwirklicht werden. Wunsch Nummer eins der Großkonzerte in der Steinberggasse hieß Aerosmith (31. 8.). Die legendären Hardrocker. die zuletzt mit ihrem Album PUMP aufhorchen ließen, werden angeheizt von den Pubrotzern Quireboys. Eine interessante Kombination zwischen Original- und Post-70er-Jahre-Sound ist angesagt.

Zu seinem europaweit einzigen Auftritt kommt der Texaner Stevie Ray Vaughn nach Winterthur (7. 9.). Im Vorprogramm: Concrete Blonde, die zum Trio geschrumpfte Band um Sängerin und Bassistin Johnette Napolitano, die mit ihrer aktuellen LP BLOODLETTING eine punkig-melancholische Rockmischung geschaffen hat.

Dank einem Sponsordeal mit einer Diät-Firma hat Meat Loaf abgespeckt und dürfte sich quirlig wie noch nie zeigen (8. 9.), während beim Auftritt Tanita Tikarams (9. 9.) das Wort sensibel großgeschrieben wird.

Der „Eiserne Vorhang“ ist gefallen, und jetzt schlüpfen sie durch, die Punker, die Kritiker, die von der ehemaligen Regierung Unerwünschten. Über 20 Theater- und Musikgruppen, Muskelmänner und Kabarettisten aus der CSFR lassen die Altstadt aufleben. Darunter Garaz. die aus der berüchtigten Prager Underground-Truppe The Plastic People of the Universe hervorgegangen sind. Am Mittwoch und Donnerstag beider Wochen werden sich die verschiedenen Akteure der Gruppen am Abend zu einer gemeinsamen Session zusammenfinden.

Unterbrochen wird das CSFR-Rahmenprogramm vom Irland-Wochenende (1./2. September). Die witzig-folkigen Pogues sind als Hauptact gebucht (1. 9.) und zuvor kehren die Hothouse Flowers auf Schweizer Open-Air-Bühnen zurück. Rundherum gibt es neun irische Bands, die in ihrer Heimat bereits einen Namen haben, bei uns aber mangels Plattenverträgen noch weniger bekannt sind. So zum Beispiel die unbeschwert schräge A House, die beinhart bis balladesken Mama’s Boys oder die hitverdächtigen Something Happens.

Szene Schweiz im „Albani“

Erstmals findet an den Musikfestwochen einer der drei Halbfinals des diesjährigen Rock-In-Wettbewerbs statt. Die Schweizer Szene kommt außerdem auf der Bühne des „Albani“ zum Zug. Zu den vielversprechendslen Acts gehört dabei der Frostschutz-Ableger King Roger and the Communist Party. Und schließlich wird auch die Leinwand beansprucht: Filme, die sich mit den Ländern der Schwerpunktthemen befassen und natürlich viele Musikstreifen.

Eine Million Franken Budget

Nicht nur in bezug auf das Programm erweisen sich die Musikfestwochen dieses Jahr als großer Brocken, auch das Budget ist mit rund 1 Mio. Franken so hoch wie noch nie. „Erstmals in der Geschichte dürfte bei Aerosmith (und auch bei den Pogues) ein Konzert bereits im voraus ausverkauft sein“, so prognostizieren die Organisatoren.

Es ist also ratsam, die Billette rechtzeitig zu besorgen. Dank verstärkten Sponsorings der Stadt Winterthur sind die Konzerte des Rahmenprogramms wiederum absolut gratis.