Wir gehen öfter aus als Du!


Auf Piste gehen ist ihr Beruf, und der läuft gerade ziemlich gut. Die Londoner METRONOMY widmen sich dem „Phäno- men Ausgeh-Abend" - in ihrer Musik wie in der Praxis.

„Ich bin mittlerweile ein richtiger Disco-Profi. Ich gehe in einen Club und stelle innerhalb von fünf Sekunden fest, ob der geil oder scheiße ist.“ Metronomy-Chef Joseph Mount hat zwar noch nicht herausgefunden, wie sich mit dieser verblüffenden Fähigkeit Geld verdienen lässt. Aber das ist schon in Ordnung, denn seine Band, die vergangenen Herbst das ganz hervorragende NICHTS OUT veröffentlicht hat, beschert ihm mittlerweile ein ganz vernünftiges Auskommen — auch wenn die Umstände nicht immer einfach sind. Denn das berüchtigte On-The-Road-Ding, das Rock- und Pop-Künstler etwa viermal so schnell altern lässt wie den Durchschnittsbürger, ist im Vergleich zum Nightlife-AHtag eines Elektro-Acts der reinste Kindergeburtstag.

„Abende, an denen man um viertel nach acht auf der Bühne steht, sind bei uns eher die Seltenheit. Neulich haben wir auf einer Party des Vice-Magazins gespielt“, erzählt Mount. „Wir waren um halb sechs Uhr morgens dran. Das komplette Publikum war völlig durch und lag größtenteils auf dem Boden herum. Es war furchtbar.“

Die Rezeption der Band als reines Tanzbuden-Outfit ist ohnehin zu unterlassen. Denn während die üblichen Epigonen des Nu Rave sich durch eine gewisse Stringenz des Werkes u nd damit verbundene unbedingte Tanzbarkeit auszeichnen, biegen Metronomy in ihren Stücken gerne in ambiente Nebenbereiche ab. “ Ich will gar nicht wissen, wie viele Leute unsere Platte nicht gekauft haben, weil sie nur die ersten drei Minuten gehört haben, in denen nicht so viel passiert“, sagt Joseph Mount und lacht. Dabei lohnt nähere Beschäftigung: Mount und seine zwei Kollegen Oscar Cash und Gabriel Stebbing haben sich auf ihrem zweiten Album dem Phänomen „Ausgeh-Abend“ an sich genähert. Ein Konzept, das nicht neu ist, aber reizvoll umgesetzt wurde. Und wichtig: Den Jungspunden aus London nimmt man’s eher ab als beispielsweise Rave-Opi Moby, der unlängst mit LAST NICHT das Gleiche probierte. Dass es auf NICHTS OUT nicht unbedingt um sie selbst geht, ist für Metronomy aber eine Herzensangelegenheit. “ Natürlich gehen wir aus. Ständig. Öfter als du! Öfter ah jeder, der das hier liest! Aber es ist eine sehr ambivalente Sache. Es ist zu unserem Beruf geworden. Im wirklichen Leben löse ich gerne Kreuzworträtsel und trinke Tee. Zumindest stelle ich mir das manchmal so vor.“

Und was macht die Arbeit an einer neuen Platte? Nichts bis wenig. “ Naja, wir könnten schon weiter sein“, sagt Mount. „Wir sind in den letzten Monaten nicht zu sehr viel gekommen. Aber das ist nicht so schlimm. Ich habe die besten Einfälle eigentlich immer erst ein paar Wochen, bevor wir das Ding abgeben müssen. Es geht einfach nicht sehr viel, wenn man Tag für Tag in einem Van durch die Landschaft kurvt.“

lochen Onerheck Albumkrilik s. ME 10/08 wwitr.metmmmY.co.uk