Wolf Maahn


Irgendwo in Deutschland“ – Wolf Maahn ist unterwegs. Da steht er auf der Bühne. Sorgsam gepflegter Stoppelbart; Halstuch als Stirnband durch die Lockenpracht gezogen, wie es einst die Hippies trugen. Äußerlich eine Kombination zwischen Stephan Waggershausen und Peter Maffay. Gar ein deutscher Springsteen? Musikalisch zu rund, um eckig zu sein – und zu eckig, um rund zu sein.

Vor der Kasse die erste Überraschung: Eine riesige Schlange hat sich vor dem Klappfenster der Zeche gebildet. Dann noch mal anstellen, um in den Saal zu kommen. Es wird ein Saunatag. Bis auf den letzten Platz ausverkauft. „80 Prozent der 40-Städte-Tournee ausgebucht“, verkündet Tourneemanager Bobbi Sommer stolz – ein Wiener, der aussieht, als würde er aus dem hohen Norden kommen. Also: Wolf Maahn ist „in“.

Mit tief geschnallter Gitarre stimmt er „Nicaragua“ an. Fast ein Kinderlied. Väterlich warnt Maahn das Land in Südamerika vor den Gefahren, die von der Weltmacht im Norden drohen. Alles klar: Ein linker Protestsänger. Durch die Lautsprecher dröhnt „Nur auf der Durchreise“, ein fast sentimentales Liebeslied. Pech gehabt: Wolf Maahn ist zu groß für eine Schublade.

„Gib mir das Fieber zurück“ vielleicht beschreibt Maahn sich mit diesem Satz aus seinem Song selbst am besten: Er ist ein Überbleibsel – besser gesagt ein Sohn jener Zeit, als der gute alte Rock n‘ Roll noch mehr als Kommerz bedeutete. Ein Stück „Woodstock“ kommt mit hoch, wenn die Akkorde der „Deserteure“ die Hallen füllen.

Die Musiker verstehen sich blind auf der Bühne. Jahrelange Routine? Jane Palmer, Background-Sängerin, die eben mit ihrer Version von Tina Turners „Nutbush City Limits“ das Publikum zum Kochen gebracht hat, lacht: „Zwei und einen halben Tag haben wir vorher zum Proben gehabt.“ Und das, obwohl mit Armin Rühl, der früher bei Edo Zanki die Stöcke schwang, ein neuer Mann hinter der Schießbude sitzt. Wolf Maahn entschuldigt sich: „Ich mußte kurzfristig ins Studio, weil wir mit der Band für Afrika den Titel,Nackt im Wind‘ aufnehmen wollten.“

Zu entschuldigen gibt s da aber nichts: Die Show steht wie eine Eins. Zwei Stunden – die Show ist vorbei, aber die Teenies und Twens haben noch nicht genug von dem Rock-Fieber, das Wolf Maahn verbreitet. Vier Zugaben muß er geben – jedes Mal zwei Songs. James Brown hätte sicher gestaunt über die Version von „Sex Machine“, die die Jungs aus deutschen Landen in die Lautsprecher hämmern. Dann fallen sich die Musiker glücklich in die Arme – es hat ihnen Spaß gemacht.

Maahns Konzert war ein Spiegelbild der Wünsche, Träume, Nöte und Gedanken seines Publikums. „Ich singe, was mich bewegt“ – so einfach ist das Erfolgsrezept.