Wurde auch langsam Zeit. Beim öffentlichrechtlichen ZDF haben die Tonkonserven das Verfallsdatum endlich überschritten: Statt Musikprogramme mit betriebsfestlichem Karaoke-Appeal auszustrahlen, setzen die Mainzelmänner mit ‚Power Vision‘ wieder auf die Reize der livehaftigen Konzertatmosphäre. Und überlassen Lip-Syncing zum Band lieber den Machern der Mini-Playback-Show.

Am i4.Oktober fiel in Mainz der Startschuß im eigens für das Ereignis konstruierten, 4.000 Zuschauer fassenden Riesenzelt namens ‚Mediadrom‘. Das Hi-Tech-Wunderstück wurde in einwöchiger Bauzeit auf dem alten US-Airfield in Mainz Finten aufgestellt. Neun Live-Acts traten auf, dazwischen gab’s reichlich Informationen in Form von Features, Interviews und News-Blöcken. Bei der Übertragung des Konzert-Events am 1. Dezember um 22.45 Uhr im ZDF wird auch der Musikexpress erstmals fernsehmäßig vertreten sein: ME/Sounds wird bei ‚Power Vision‘ mehrere Info-Blöcke präsentieren. Während die Pilotsendung live aufgezeichnet wurde, sollen die kommenden Live-Shows auch zeitgleich übertragen werden: Seit den seligen Tagen des WDR-Rockpalastes gab es im deutschen Fernsehen nichts Vergleichbares mehr. Mehr noch: wenn die Sendung an(tv)

kommt, soll sich ‚Power Vision‘ laut ZDFs Unterhaltungs-Gewaltigem Dr. Grötz sogar als wöchentliches Rock-Ereignis etablieren.

Für die Premiere von ‚Power Vision‘ traten folgende Acts auf: Clawfinger war der am meisten bejubelte Act und die Jungs aus dem kühlen Schweden heizten mit derbem Crossover ebenso ein wie Finnlands Metal-Hoffnung Waltari. Vom anderen Ende Europas kamen die spanischen Hardrocker Heroes Del Silencio angereist, und auch die hochgelobte US-Newcomerin Alanis Morissette gab eine Kostprobe ihres Könnens und galt für viele als das Highlight des Abends. Aus deutschen Landen frisch auf die Bühne kamen Fury In The Slaughterhouse, Selig, Such A Surge, die Bates und Trieb. ME/Sounds wird in der nächsten Ausgabe ausführlich über das Konzertereignis berichten.

ZDF-Redaktionsleiter Unterhaltung Dr. Arnd Grötz über das Konzept der neuen Sendereihe: „Mit ‚Power Vision‘ will das ZDF ein Zeichen setzen. ‚Power Vision‘ ist der Versuch, mit neuen Sendeformen neues Fernsehen zu machen, mit mehr Humor in allen Sendungen und vor allem mit mehr Musik. Wir wollen ein Gefühl der ‚Jugendlichkeit‘, der Attraktivität und Frische in dieser Sendung. Bisher hatten in der deutschen Medienlandschaft Konzertübertragungen eine eher unterbewertete Rolle gespielt. Das soll nun anders werden. Die erste ‚Power Vision‘-Sendung startet am 1. Dezember, einem Freitag, um 22.45 Uhr und wird voraussichtlich 4 Stunden dauern, wobei wir da zeitlich nach hinten hin völlig offen sind. Wir präsentieren neun Bands auf zwei Bühnen im ‚Mediadrom‘. Bei uns wird es kein Playback geben, alle Künstler werden live spielen. In Zukunft wird ‚Power Vision‘ live übertragen, um den Event-Charakter der Sendung noch deutlicher rüberzubringen. Dazwischen schneiden wir Beiträge ein, wie Interviews hinter der Bühne, Features über andere Künstler, kurz: ein

rundes Programm. Ich sehe ‚Power Vision‘ als Beginn einer wöchentlichen Reihe, die beispielsweise jeden Freitag um Mitternacht gesendet werden könnte, und unsere Veranstaltungen im ‚Mediadrom‘ würden dann zwei- bis dreimal im Jahr als absolute Highlights über den Sender gehen.

Mit ‚Powervision‘ wendet sich das ZDF an die Gruppe der 14 bis 25-jährigen, also speziell an die Trendsetter in der Gesellschaft. Dabei ist uns – und das kann außer uns in dieser Form kein anderer Sender! – die Quote nicht mal das Wichtigste, sondern diese Gruppe der gesellschaftlichen Katalysatoren. Begonnen hatte die Idee für diese Sendung vor nur vier Monaten, als wir das Konzept des Mediadroms erfanden, eine futuristische Hi-Tech Konstruktion, mit der wir mobil sind und mit der wir den oben schon genannten Event-Charakter von Power Vision noch unterstreichen können.“