Zurück Aus Der Zukunft


In den 70ern waren Devo ihrer Zeit voraus. Jetzt kommen sie zurück

Akron/Ohio. Eine dreckige Industriestadt im mittleren Westen der USA. Für Jerry Casale und Mark Mothersbaugh ein echter Alptraum. Die beiden spinnen eine große Vision von Multimedia, dadaistischer Kunst und theatralischen Performances. Was Anfang der 70er mit viel Idealismus und völligem Dilettantismus beginnt, bringt 1977 einen Meilenstein der Musikgeschichte hervor: ‚Q: Are We Not Men? A: We Are Devo‘. Dabei komponiert Mark Mothersbaugh seit Veröffentlichung des letzten Devo-Albums ‚Smooth Noodle Maps‘ (1990) vor allem Soundtracks für Werbespots, TV-Serien, Filmprojekte und Computerspiele. Unter dem Firmennamen ‚Mutato Muzika‘ unterhält ein futuristisches 3.000-Quadrat-Meter-Studio am Sunset Boulevard von Los Angeles. Eine bizarre Mischung aus High-Tech-Labor, Devo-Museum, Dada-Galerie und Künstler-WG. Und obwohl die Gebrüder Casale und Mothersbaugh in dieser raumschiffartigen Atmosphäre vor allem an Auftragsarbeiten der Filmindustrie werkeln, haben sie sich ihre ureigenen Ideale bewahrt: „Wir dachten, es würde eine völlig neue Kunstform geben, die den Rock’n’Roll tötet. Schließlich bestand die Musik der Mittsiebziger vor allem aus Styx, Foreigner und Disco. Und dagegen mußten wir einfach etwas unternehmen“, erinnert sich Mark.

Bei aller Genialität ihres musikalischen Outputs waren Devo doch immer schlechte Geschäftsleute, die sich zu sehr in ihre Kunst-Welt flüchteten. Für ihre sechs Studio-Alben haben sie bis heute keinen Pfennig erhalten, waren mehrfach pleite und haben trotzdem überlebt. „In den letzten Jahren haben uns einige Leute gefragt, ob wir nicht wieder ein paar Stücke als Devo aufnehmen wollten. Also haben wir je zwei Songs für den Film ‚Supercop‘ und den Rodney Danger-Streifen ‚Meet Wally Sparks‘ geschrieben, der Anfang ’97 anläuft.“ Zudem haben sie sechs Konzerte im Rahmen der Lollapalooza-Festivals gespielt, den Combustible Edison-Soundtrack zu ‚Four Rooms‘ produziert und diverse CD-Roms für den japanischen Markt erstellt.

Und weil in ihren Archiven noch tausende von Songs schlummern, planen die Vier 1997 eine Reihe von Veröffentlichungen auf dem eigenen Booji Boy-Label. Laut Mark „kommende Tourneen und Soundtrack-Beiträge nicht ausgeschlossen“. Mehr über die Projekte von Devo findet man im Internet unter http://www.mutato.com