The Last Dinner Party
FROM THE PYRE
Island/Universal (VÖ: 17.10.)
Völlig aus der Zeit gefallener Indie-Art-Glamrock, der trotzdem unheimlich modern ist.
So schnell wie The Last Dinner Party durch die Decke gingen, konnte man gar nicht „Hype“ sagen. Das Debüt PRELUDE TO ECSTASY chartete 2024 in Großbritannien auf Eins, nun folgt schon FROM THE PYRE, das sich als „Vom Scheiterhaufen“ übersetzt. Die Band stammt aus dem Umfeld des Brixtoner Clubs The Windmill, das Bands wie Black Midi, Wet Leg und Black Country, New Road hervorgebracht hat.
Im Gegensatz dazu klingen The Last Dinner Party wie ein Hybrid aus Abba, David Bowie und Kate Bush plus einer guten Portion 70ies-Rock, immer wieder umsponnen von dem mal kräftigen mal zärtlichen mehrstimmigen Harmonie-Gesang. „Agnus Dei“, der erste Track von FROM THE PYRE, beginnt auch gleich mit einer Jaulgitarre und rauscht dann mit strahlendem Glamrock los in den Untergang: „Oh here comes the apocalypse / And I can’t enough of this.“
Doch das ist nur der Auftakt, bevor es durch drei Jahrzehnte Musikgeschichte geht. The Last Dinner Party inszenieren sich theatralisch mit Kostümen und wahlweise knappen oder wallenden Kleidern, die Texte kreisen um Waffen, Sensen, Naturkatastrophen und flammende Infernos, Heilige und Huren, Retter und Schlächter – kurz: Sie besingen ein bisschen blumig den ganz normalen Alltag einer Frau Mitte zwanzig. Trotz des Glams und der großen Geste stehen aber nicht so sehr Queen, sondern eher Fleetwood Macs Stevie Nicks oder PJ Harvey Patin. Eigentlich ist das Musik, die dudelig schnell ins Nervtötende kippen könnte, aber dann doch ins Herz greift. Dazu braucht man Chuzpe, und so wirkt FROM THE PYRE unglaublich modern, obwohl der Sound völlig aus Zeit gefallen scheint.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 11/2025.



