Alicia Keys: Sie setzt Rollenklischees souverän außer Kraft


Über Alicia Keys‘ Talent, ihr Aussehen und vor allem ihren Monsterhit „Fallin'“ noch viele Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen tragen. Noch nicht hinlänglich gewürdigt worden ist die Art und Weise, wie die 23-Jährige die derzeit gängigen Rollenklischees für Frauen im R&.B und HipHop ignoriert. Keys ist weder das willige, unmündige Sextoy für irgendeinen Produzentenpimp, noch markiert sie die abgebrühte Straßenschlampe. Trotz ihrer klassischen Klavierausbildung ist Alicia, die eigentlich Cook mit Nachnamen heißt und im New Yorker Glasscherbenviertel Hell’s Kitchen aufwuchs, aber auch entschieden zu streetsmart für das durchaus kommerzträchtige Image einer sauberen Popprinzessin für den bürgerlichen schwarzen Mittelstand (dabei wäre in diesem Fach nach dem imagetechnischen wie kommerziellen Totalabsturz von Whitney Houston eine millionenschwere Stelle frei). Man könnte Keys am ehesten noch streberhaftes, kaltes Karrieristentum unterstellen – doch dazu passt wiederum nicht ihr, im patriotisch gestimmten Amerika mutiges, öffentliches Auftreten gegen den Irakkrieg.

Danke dafür: Alica Keys verkörpert den Typus der selbstbewussten, jungen Afroamerikanerin, die Kompetenz und Durchsetzungsfähigkeit mit unkompliziertem Charme verbindet. Sie zeigt dabei gleichermaßen Interesse an den historischen Errungenschaften der Afroamerikaner in der US-Kultur (ihr neues Album ist über weite Strecken eine Hommage an den Soul der frühen 70er) wie an deren aktuellen Beiträgen (mit den Rap – Champions Nas und Rakim nahm sie den kompromisslosen HipHop-Track „Streets of NY“ auf). Das hat sie uns beschert: Zwei erstklassige Alben (songs in aminor, 2001, und THE PlARY OF ALICIA KEYS, 2003), einen Überhit („Fallin'“, 2001), eine unterschätzte Klasse-Single („A Woman s Worth“, 2001) und interessante Gastspiele bei Eve, Nas und The Roots.

Das wollen wir als nächstes van ihr sehen: Dass ihre Pläne, mit ihrer Produktionsfirma Krucialkeys Nachwuchskünstler zu fördern, greifbare Folgen in den US-Chaits zeitigen.