Meinung

„Ant-Man and the Wasp“: Warum die Post-Credits Scene eine vertane Chance ist


Zwar betont der neueste Marvel-Film im Titel Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. Im Film bleibt davon allerdings nicht mehr viel übrig. Dabei hätte Disney mit der letzten Szene einen starken Twist herbeiführen können. Vorsicht: Spoiler!

Jeder Marvel-Film hat eine oder mehrere Szenen, die nach dem eigentlichen Ende des Films die Story um Nuancen ergänzen oder bereits eine Vorschau auf die kommenden Filme des Franchise geben. Auch „Ant-Man and the Wasp“ (Kinostart am 26. Juli) hat zwei solcher Abspann-Szenen, von denen eine einen faden Beigeschmack hinterlässt.

In einer der beiden Szenen sieht man eine durch die im Film verwendete Technologie vergrößerte Ameise am Schlagzeug. Sie spielt etwas Musik, eine nette Schlusspointe für den seichten Film, den Marvel seinen Zuschauern nach dem hochemotionalen und schwermütigen „Avengers: Infinity War“ anbietet.

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Die Ereignisse aus „Infinity War“ beeinflussen allerdings die andere Post-Credits Scene. Ant-Man (Paul Rudd) war in dem Zusammentreffen der Superhelden nicht dabei, die Hauptstory von „Ant-Man and the Wasp“ wird ebenfalls nicht vom Fingerschnipsen des Schurken Thanos berührt, das letztendlich die Hälfte aller Lebewesen im Universum auslöscht. Ob die vielen Opfer zurückkehren? Wahrscheinlich. Allerdings werden die Zuschauer das wie erst im Mai 2019 erfahren, wenn der zweite Teil von „Infinity War“ startet.

Der Held ist gefangen, seine Helfer verschwinden

Dieser Fanliebling und „Avenger“ fehlt in „Infinity War“
Thanos lässt die Hälfte aller Wesen zu Staub zerfallen. Und so auch fast alle zu sehenden Figuren in der Abspannszene von „Ant-Man and the Wasp“. Der geschrumpfte Held steht auf einem Dach, gemeinsam mit Sidekick Wasp (Evangeline Lilly), und den von Michael Douglas und Michelle Pfeiffer gespielten Wissenschaftlern Hank Pym und Janet Van Dyne. Der Forschung wegen schicken die drei Ant-Man in die im Film etablierte Mini-Welt Quantum Realm, er soll dort Proben sammeln.

Als Ant-Man scheinbar schwerelos im Nichts dieser bedrohlichen Welt ist, ist Evangeline Lillys Stimme zu hören: „Wir holen dich zurück in 5, 4, 3…“, dann stoppt sie den Countdown. Der Witz, den sie sich laut Ant-Man erlaubt, ist keiner. Er ist ab sofort gefangen im Quantum Realm, die Kameraperspektive wechselt zurück aufs Dach und zeigt, dass alle Anwesenden zu Staub zerfallen sind.

Am Ende von „Ant-Man and the Wasp“ ist der Held also allein, der Zuschauer soll auf seine Rettung hoffen. Die nur wenige Minuten zuvor im Film aufgetauchte und gerettete Michelle Pfeiffer wird währenddessen mit den anderen Nebenfiguren pulverisiert und erst einmal aus der Story verbannt. Vor allem in Bezug auf die von Evangeline Lilly gespielte Heldin Hope Van Dyne, die als Wasp identische Fähigkeiten wie Ant-Man hat, hat Marvel in der Abspann-Szene eine große Chance vertan.

„Ant-Man and the Wasp“-Kritik: Ein ganz kleiner Film
Als „Ant-Man and the Wasp“ angekündigt wurde, rühmte man sich bei Disney und den Marvel Studios damit, endlich eine weibliche Figur im Titel zu haben. Mit „Captain Marvel“ kommt im Januar 2019 der erste Solo-Film einer Marvel-Heldin, der nun im Kino laufende Blockbuster sollte zumindest eine gleichwertige Protagonistin an Ant-Mans Seite stellen. Über ein Jahr, nachdem Warner Bros. mit „Wonder Woman“ gezeigt hat, dass Frauen als Heldinnen in Comic-Blockbustern sehr wohl erfolgreich sein können. Doch von den Helden auf Augenhöhe bleibt am Ende weniger übrig als zuvor in den Statements der Darsteller und des Regisseurs angekündigt wurde. Die Handlung wird klar aus der Perspektive von Paul Rudd erzählt, im großen Finale darf spektakulär auf 50 Meter wachsen, seine weibliche Unterstützung bleibt eben dies: Unterstützung.

Der Titel bleibt bloße Behauptung

Dass sich Evangeline Lilly in einigen Actionszenen prügeln darf und mehr Screentime bekommt als im ersten Film, das ist löblich. Aber wahre Gleichberechtigung findet sich am Ende doch nur im Titel des Films wieder. And-Man darf die wirklich abgefahrenen Dinge mit seinen Kräften anstellen und am Ende den Schurken stellen, der wichtige Technologie geklaut hat. Und er darf als Hoffnungsträger für den kommenden zweiten Teil von Marvels „Infinity War“ fungieren. Immerhin brauchen die restlichen Avengers jede erdenkliche Hilfe, die sie im Kampf gegen Thanos bekommen können.

Ant-Man kann sich im Notfall auch stark vergrößern. Die besten Szenen gehören ihm allein.

Ant-Mans Charakter wird in „Infinity War“ aller Voraussicht nach nicht gebraucht, der leichte Ton seiner eigenen Filme und seine Hintergrundgeschichte dürften das Finale des Zweiteilers kaum beeinflussen. Seine Fähigkeiten werden gebraucht, das Schrumpfen und Wachsen, welches sein Anzug ermöglicht. The Wasp hat die gleichen Fähigkeiten und Disney hätte spätestens in der Abspannszene die Chance gehabt, die erste Heldin in einem ihrer Filmtitel auch inhaltlich in den Mittelpunkt zu stellen. Indem Hope Van Dyne, The Wasp, hilflos in der Zwischenwelt gefangen ist und die Zuschauer nun für sie fiebern. Disney, das seit „Black Panther“ wieder als fortschrittliches Studio gilt, hat hier eine große Chance zur Gleichstellung von Männern und Frauen in Blockbustern liegen lassen. Schade drum.

Disney