Auf leisen Sohlen


Auf ihrem neuen Album zeigen Vo La Tengo sich als Meister der ruhigen Töne - und geben die Interviews in Socken.

Schön, wenn sich ein Ehepaar nach so vielen Jahren noch so einig ist. Georgia HubJey und Ira Kaplan haben beide keine Schuhe an und geben sich konsequent ahnungslos. Was zur Folge hat, dass sie zum einen den lournalisten auf Socken begrüßen, und zum anderen sich absolut nicht vorstellen können, dass der Sound der neuen Platte irgendwen überrascht. „Es gibt auf diesem Album nichts, was weit weg ist von dem, das wir bisher gemacht haben“, meint Georgia. „Genau“, ergänzt Ira, „und außerdem haben wir die Menschen gewarnt, dass da ein richtig ruhiges Yo-La-Tengo-Album kommen wird.“ Eine Einschätzung, mit der Ira zweifellos richtig liegt. Wer „1 Can HearThe Heart Beating As One“ gehört hat, wird vom Nachfolger nicht überrascht sein. „And Then Nothing Turned You lnside-Out“ ist lediglich die konsequente Konzentration auf eine bestimmte Qualität im Klangkosmos der Band aus Hoboken, New lersey: eben auf die ganz ruhige Seite mit elegischen, zuweilen epischen Keyboard-Sounds. Kurzum: Mit Songs wie „Our WayTo Fall“ oder „Last Days Of Disco“ zeigen Yo La Tengo, wie schön Sülle klingen kann. Georgia: „Es ist eine Platte wie jede. Was sie im Moment von den anderen unterscheidet ist, dass sie die neue ist.“ Nicht, dass Yo La Tengo nicht auskunftsbereit wären, sie mühen sich redlich – aber die drei (Bassist )ames McNew hält sich im Interview noch mehr zurück als seine beiden Kollegen) sind einfach erschreckend unspektakulär und sünknormal. Sie machen Musik, haben aber darüber nicht wirklich etwas zu erzählen. Der Sound der neuen Platte habe viel mit der Kombination von Instinkt und Intuition zu tun und sei im Wesentlichen entstanden, als man zusammen geprobt habe. Wer hätte das gedacht! „Ich möchte das auch gar nicht analysieren“, sagt Ira und betrachtet daraufhin ausgiebig sein T-Shirt. „Musik machen ist auf jeden Fall etwas Aufregendes für uns“, sagt er schließlich. Auch das muss man ihm einfach glauben. Yo La Tengo, das sind drei Sympathicos, die im Gespräch leider latent langweilig sind. Kann sein, dass sie irgendwann in ihrer mittlerweile 14-jährigen Karriere mal Popstars hätten werden können. Darüber zu spekulieren, warum’s nicht geklappt hat, ist müßig. Gut möglich allerdings, dass die diskussionswürdige Fußbekleidung ein erster Ansatzpunkt wäre. Wer Popstar werden will, gibt kein Interview in Socken.