Die 10 besten Serien unseres Jahrzehnts


Wir haben gewählt: Hier sind die besten Serien der vergangenen Jahre. Mit Spionen, Hackern und natürlich Drachen – auch wenn sie es nicht auf den ersten Platz geschafft haben. – von Gunther Reinhardt

1. House of Cards

Macbeth und Lady Macbeth: Frank und Claire Underwood (Kevin Spacey, Robin Wright)
Macbeth und Lady Macbeth: Frank und Claire Underwood (Kevin Spacey, Robin Wright)

USA, seit 2013, mit Kevin Spacey, Robin Wright, Michael Kelly

Kaum hat man sich von all den Hamlets, Othellos, Lears, Richards und Romeos und Julias erholt, die einem das Jahr 2014 zu Shakespeares 450. Geburtstag beschert hat, da schwappt schon die nächste Shakespeare-Welle über: Jährt sich doch 2016 sein Todestag zum 400. Mal. Aber eigentlich ist ja jedes Jahr ein Shakespeare-Jahr. Schließlich sind seine Werke unkaputtbar. Sie lauern einem immer und überall auf – im Kino, in Comics, in Videospielen, auf großen wie auf kleinen Bühnen. Man kann Shakespeare singen, tanzen, ihn zur Teeniekomödie, zum Science-Fiction-Drama machen, Hamlet in einen Serienrocker („Sons Of Anarchy“) und König Lear in einen Serienmusikmogul („Empire“) verwandeln oder aus seinen Stoffen – wie im Fall von „House Of Cards“ – das bisher beste Seriendrama dieses Jahrzehnts entstehen lassen.

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Während sich Roman Polanski in den 70er-Jahren und gerade eben Justin Kurzel im Kino an dem nihilistischen Königsdrama „Macbeth“ die Zähne ausgebissen haben, ist die US-Serie „House Of Cards“, obwohl sie auf dem gleichnamigen Roman von Michael Dobbs und auf einer britischen Miniserie beruht, vor allem das: ein grandioses „Macbeth“-Update. Es fehlen zwar die schottischen Highlands und die kruden Weissagungen dreier Hexen. Doch es bleibt der Ehrgeiz, der über Leichen geht. „House Of Cards“ verlegt Shakespeares Tragödie nach Washington, D.C. Der Intrigant und Mörder Frank Underwood (Kevin Spacey), der es bis zum US-Präsidenten bringt, und seine Frau Claire (Robin Wright) sind unschwer als Macbeth und Lady Macbeth zu erkennen. Und das verstörend-intensiv inszenierte Politdrama, das von David Fincher, der bei den ersten Folgen selbst Regie geführt hat, mitproduziert wird, beweist eindrücklich, dass Shakespeares Mord-, Verschwörungs- und Rachedramen nie aus der Mode kommen.

Anfangs ist Francis Underwood noch der Mann im Hintergrund, der die politische Maschinerie in Washington am Laufen hält. Derjenige, den man bei der Vereidigung des neuen US-Präsidenten irgendwo am Rand verstohlen lächeln sieht. Er ist als Kongressabgeordneter zwar wichtig genug, um einen Chauffeur zu haben, seinen Namen müssen Nachwuchsjournalisten trotzdem erst noch googeln. Doch das soll sich bald ändern: Francis Underwood hat einen Plan. Und „House of Cards“ erzählt seine Geschichte. Der nach Macht gierende und sich immer wieder mit lakonischen Kommentaren der Kamera zuwendende Underwood, dessen Zynismus nur von der Kälte seiner Frau übertroffen wird, schafft es, sich nach oben zu intrigieren, wird dabei aber nicht wirklich glücklich. In der vierten Staffel, die der Sender Netflix im März veröffentlicht hat, muss Underwood um seine Wiederwahl als Präsident bangen. Er wirkt ein wenig zermürbt, hat etwas von seiner Hinterhältigkeit, Skrupellosigkeit eingebüßt. Ist er vielleicht, wie Lady Macbeth es sagen würde, doch zu voll von der Milch der Menschenliebe? Wir werden es sehen. Denn Underwood wird weitermachen. Die fünfte Staffel ist schon bestellt.

 

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