Bill Laswell: Frankfurt, Sendesaal des HR


Alles gemacht. Alles probiert. Es gibt kaum einen Musikstil, kaum eine Genre, mit dem sich der New Yorker Produzent und Bassist in den letzten Jahren nicht beschäftigt hätte, kaum einen Fusionsversuch, den er unterlassen hätte. Die Neugier treibt den Gründer der Kultband Material um wie den Vampir die Suche nach frischem Blut. Der Mann, der sein Outfit seit Jahren nicht verändert hat (schwarze Jeans, schwarze Lederjacke, schwarzes Barett), stellte beim Deutschen Jazzfestival in Frankfurt nun sein mit Spannung erwartetes Projekt „Transmutations“ vor. An den Drums sitzt die Rhythmuslegende Jack De Johnette. Fürs Saitenhandwerk hat Bill Laswell den englischen Gitarristen Derek Bailey verpflichtet, und als vierten Mann heuerte er den New Yorker DJ Disk an. Vor dem Auftritt betont Laswell, das Konzert werde völlig bewußt ohne vorhergehende Probe über die Bühne gehen. Allein Spontaneität und Mut zum Risiko, so Laswell, sollten das musikalische Geschehen bestimmen. Kein Wunder, schließlich gilt Bill der Bassist als Verfechter der „vorläufigen Musik“. Diesem Ziel kommt Laswell in Frankfurter denn auch ziemlich nahe. Das Konzert ist in jeder Hinsicht reichlich vorläufig. Der Maestro beschränkt sich auf simple Bassmotive, die er mittels Wah-Wah-Pedal aufplustert. Gitarrist Bailey scheint sich gar in einem völlig anderen Konzert zu wähnen. Seine splittrigen Klänge suchen nicht den geringsten nachvollziehbaren Kontakt zum Tun seiner musikalischen Weggefährten. Drummer DeJohnette dagegen unternimmt manchen Kommunikationsanlauf, bleibt damit jedoch letztlich aller unbändigen Musikalität zum Trotz erfolglos. Und DJ Disk? In einem überflüssigen Konzert der überflüssigste Protagonist überhaupt! Wenn er sich an Schallplatten verging, scratchte sich manch einer, der von derlei Dingen wirklich was versteht, den ratlosen Kopf. Fazit: In dem fast einstündigen Auftritt gab es zwei oder drei kurze Passagen, in denen sich die Musiker auf eine gemeinsame Schwingungen einpendelten. Ansonsten agierten die Legende Laswell und seine künstlerisch ambitionierten Mitstreiter im stilistischen Niemandsland. Schade.