Black Crowes


Kaum haben die Black Crowes die Bühne betreten, schweben die ersten Dope-Schwaden über dem Publikum des ausverkauften Flughafenterminals. Fliegende Bierbecher bahnen sich ihren Weg durch den einsetzenden Nebel, doch Sänger Chris Robinson, zerbrechlich wirken der Apologet restaurierter Hippiegesinnung, mahnt notorische Bierwerfer zu friedlichem Umgang: „Sieben Tage die Woche können wir uns wie selbstsüchtige Motherfucker benehmen. Aber heute abend werden wir uns gegenseitig mit Respekt behandeln.“ Und siehe da, Brother Chris‘ Appell zeigt Wirkung, schnauzbärtige Lederjackenträger, die nur aufgrund der winterlichen Großwetterlage nicht mit ihrer Maschine gekommen sind, wandeln sich im Handumdrehen zu lammfrommen Genießern.

Der Hippie-Geist ist erwacht, und die Black Crowes liefern den passenden Soundtrack. In moderater Lautstärke zelebrieren sie den kernigen, bluesbetonten Rhythm & Rock der frühen Siebziger, angereichert mit solistischen Eskapaden, die an Grateful Dead und vor allem die Allman Brothers Band erinnern: ‚the grand old sound of the south‘, konservativ, aber absolut geschmackssicher. Daß das Gitarrengespann Rich Robinson und Marc Ford nicht die improvisatorische Klasse der Allmänner Dickey Betts und Duane Allman ihr eigen nennen kann, ist zu verschmerzen: Die Gitarren-Crowes zerlegen klassische Blues-Strukturen, verlieren sich streckenweise in impressionistische Klangmalereien, um dann letztendlich doch wieder die Kurve in Richtung Rock’n’Roll zu kriegen. Das Zusammenhalt versprechende, rhythmische Fundament liefert neben Schlagzeuger Steve Gorman erstmals auch ein zusätzlicher Percussionist.

Dreh- und Angelpunkt der siebenköpfigen Band aus Atlanta, Georgia, bleibt naturlich Oberkrähe Christopher Robinson. Der Mann ist sein Geld zweifellos wert: Ohne prätentiöses Showgebaren kann der 28jährige so gut wie jeden aktuellen Rocksänger in Grund und Boden singen. Eine vokale Ausnahmeerscheinung, die stimmlich irgendwo zwischen dem jungen Rod Stewart, Otis Redding und Steve Marriott angesiedelt ist. Auch nach zahlreichen Zugaben scheint der spindeldürre Wlarihuana-Freak trotz mundgeblasener Bluesharp-Einlagen noch genügend Druck in den Lungen zu verspüren. Doch irgendwann muß eben leider Schluß sein.