Charts-Agenten


Thema: Foreigner. Gesprächspartner: Mick Jones. Große Interview-Ehre oder Aufgabe für Strafversetzte? An dem 1976 im amerikanischen Exil gegründeten Ensemble scheiden sich bis heute die Geister: Für die einen eine Supergruppe großen Stils, für die anderen nur Edel-Rocker mit Rolex-Syndrom; für die einen Sechs-Sterne-Musik, für die anderen formalisierter „BOF“-Rock, Radiofutter mit Riff-Einlage. „Jaja“, grinst ein braungebrannter, gutgelaunter Mick Jones, „vor allem in England hat man uns für alles verantwortlich gemacht, sogar für den Tod von Jeanne öArc.“

Das aber ist jetzt erst einmal vergessen. Mit dem „daunenweichen Schmusehit“ „I Want To Know What Love Is“ und dem insgesamt sechsten, von Alex Sadkm produzierten Opus AGENT PROVOCATEUR blocken Foreigner zur Zeit alle maßgeblichen Charts.

Apropos Sadkin. Wie kam’s-zu dieser Verbindung? „Ursprünglich“, so gesteht Jones ein wenig zerknirscht, „wollten wir das neue Album mit Trevor Hörn produzieren. Aber nach zweimonatiger Zusammenarbeit ist er wegen anderweitiger Aktivitäten-FGTH und Yes-von dem Projekt zurückgetreten. Sadkin ist bestimmt keine zweite Wahl. Obwohl die meisten Jüngeren ihn nur durch seine Arbeit für Duran Duran oder die Thompson Twins kennen – dieser Mann hat schon für James Brown, Bob Marley und Giace Jones an den Reglern gesessen. Ein echter Sound-Affricionado! So was liebe ich“.

Weitaus weniger liebt Jones die Presse-Spekulationen über bandinterne Schwierigkeiten bei Foreigner. Dennoch – die Frage, warum seit dem Album „4“ satte vier Jahre vergangen sind, muß er sich gefallen lassen. „Okay“, wehrt er ab,“.ich kenne die Gerüchte über den Zwist zwischen mir und Lou Gramm. Bei dem letzten Album gab ’s auch wirklich eine Menge Reibereien. Aber AGENT … ist der Anfang einer ganz neuen Ära. Wir schenken uns nichts, aber wir gehen wie Freunde miteinander um. Wir sind total offen und ehrlich, und das kommt der Musik sehr zugute.“

Musik und Karriere, so muß man wissen, waren und sind für den nachdenklichen Jones immer schon das Wichtigste gewesen. Dafür hat er seinerzeit die „moralisch schwierige, emotional schmerzhafte“ Entscheidung gegen seinen Freund und Foreigner-Mitgründer lan Mc-Donald gefällt. „Nach dem HEAD GAMES-Album war bei uns irgendwie die Luft raus. Jeder wollte in eine andere Richtung. Stagnation war die Folge, und die Alternative hieß: Trennung oder Verkleinerung, Ians Input war nicht groß genug, er stellte keine Herausforderung dar.“

Herausforderungen, interne, externe, kreative und persönliche, sind aber – laut Jones – das A&O des Song-Geschäfts. „Ich sitze monatelang nur dumm herum und schreibe Scheiße. Aber nach all der Quälerei kommt dann irgendwann dieser magische Moment, in dem man seine ganzen Gefühle in ein Lied packen kann. Und wenn ich betroffen bin, dann sind’s die anderen meist auch. “ Quod erat demonstrandum.

„I Want To Know What Love Is“. und das sollten sich die Ignoranten an den Schreibmaschinen merken, ist ein lupenreiner Hit. „Aber“, bemerkt der Autor abschließend, „so einfach sich das anhört, so schwierig ist es.“