Clawfinger


CROSSOVER IST TOT! SAGT MAN SO. DAFÜR WIRKEN seine Protagonisten aus dem hohen Norden aber noch ziemlich lebendig. Clawfinger aus Schweden halten die Fahne des totgesagten Genres auch mit ihrem dritten Album wacker hoch. Und der Erfolg gibt den Metal-Rappern recht. Um Punkt 22 Uhr gehen Clawfinger – für die Tour durch Bassist Andre Skaug und Drummer Henka Johansson verstärkt – mit „Hold Your Head Up“ direkt in die vollen – und anschließend nahtlos weiter zum nächsten Stück. Eine Vorgehensweise, an der sich in der nächsten Dreiviertelstunde leider nichts ändern soll. Neben fast allen Songs der aktuellen CD „Clawfinger“ und Hits wie „The Truth“, knallen einem die Herren Wickinger routiniert ein Stück nach dem anderen um die Ohren. Ist ja schön und gut. Aber fehlt da nicht noch was? Bißchen dürftige Bühnenshow, Jungs. Darüber kann auch die beeindruckende Lightshow nicht hinwegtäuschen. Okay, Skaug, der Hardcore-Headbanger vor dem Herrn, schüttelt seine Matte, Keyboarder Jocke Skog spaziert hyperaktiv auf der Bühne hin und her. Aber die beiden Gitarristen bleiben mehr als unscheinbar, und Frontmann Zak Tell gibt sich keinerlei Mühe, mit dem Publikum zu kommunizieren. Als er nach gut 45 Minuten schließlich doch zu einer Ansage ansetzt, wird er prompt von Skogs voreiligem Keyboardeinsatz übertönt. Der Tastenmann entschuldigt sich lauthals lachend, und endlich menschelt’s in der Großen Freiheit. Das Eis ist gebrochen. Der Tastenmann mutiert zum Bühnenkasper, der nur einmal unfreiwillig von Skaug übertroffen wird: just als dieser nämlich Anlauf zu einem Stagedive nimmt, ist der Song zu Ende und das Licht plötzlich aus. Tell: „Our bass player wants to stagedive. But he was too fucking slow before the song was over. Will you please catch this man.“ Naja, Wille hin oder her, einen solchen Brocken wie Skaug aufzufangen, übersteigt denn doch die Muskelkraft der Fans. So schafft der Gute zwar den Sprung über den Fotografengraben, knallt dann aber voll auf die Zwölf und taucht erst eine bedenklich lange Zeit später wieder auf. Zwei nacheifernde Fans werden – sinnigerweise beim Song „Now You Know The Pain“ – vom gleichen schmerzhaften Schicksal ereilt. Egal, that’s heavy fuckin‘ metal, man! Als die Band sich überschwenglich beim ausgepowerten aber glücklichen Publikum für den Kauf ihres Albums „Deaf, Dumb, Blind“ (wurde vergoldet) bedankt, ist aller anfänglicher Unwille vergessen.