Cliff Barnes


An der Wand hinter dem Tresen hängt ein Snarefell, auf dem Charlie Watts eine Widmung hinterlassen hat. Vor dem Tresen drängelten sich die Leute in Dreier-Reihen und bestellen ihr Miller Light und Budweiser. Das „Liberty Lunch“ ist der angesagte Laden in Austin. Texas – hier haben alle gespielt, deren Namen in Verbindung mit dieser Stadt bekannt sind: Stevie Ray Vaughan, ZZ Top, Joe Ely, Fabulous Thunderbirds etc., aber auch Nicht-Blues-Größen (ein paar wenige dieser in Texas sehr selten gewordenen Kreaturen gibt’s noch!) wie z.B. Timbuk 3, die heute abend hier neben Cliff Barnes And The Fear Of Winning an diesem traditionsreichen Ort auftreten.

Nach diversen Bands aus Georgia und Texas, die den Lesern unserer Breitengraden nicht bekannt sein dürften, erreicht der lange Abend seinen ersten Höhepunkt, als Austins bekanntestes Ehepaar Pat und Barbara MacDonald, besser bekannt als Timbuk 3, ihr neues Programm vorstellen. Vorbei sind die Zeiten, als beide noch mit Drumbox und teilweise elektrisch verstärkten Instrumenten auftraten. Einziges Instrument ist heute eine weiße Akustikgitarre, die von Pat ziemlich unbeholfen gespielt wird – Songs pur, mit Texten, die das Leben schrieb. Nein, dies ist keineswegs ironisch gemeint … ich – wie auch die anderen 1500 Leute im Liberty Lunch – waren gefesselt von der brüchigen, schaurig-schönen Harmonie, die Timbuk 3 ausstrahlte.

Danach war es schwer, eine Steigerung zu erreichen – aber Cliff Barnes And The Fear Of Winning räumten gründlichst mit dem Vorurteil auf, daß in Amerika nur der inländische Rock’n’Roller das Sagen hat. Vom ersten Stück an, einem A-Capella-Song, mit dem Bobby Tijuana die Stimmung, die Timbuk 3 erzeugt hatte, geschickt auffängt und weiter transportiert, hat die Band das Publikum fest im Griff. Gerade die Mischung des Programms, das wesentlich vielseitiger gestaltet ist als das der meisten amerikanischen Bands, überzeugt denn auch das Publikum. Wenn auch die Roots der Musiker von CBATFOW – Bobby Tijuana und Doug LaTrine sind Halb-Amerikaner, Mark Praed ist Engländer, Mo Pellberg und Dr. Marvin W.W. sind deutschen Ursprungs – eindeutig in der Rock’n-‚Roll- und Country-Musik zu suchen sind, haben sie aus diesem Traditions-Sammelsurium eine völlig eigene, brandheiße Mixtur gebraut, die den Schweiß vom Wellblechdach des Liberty Lunch tropfen ließ.

Die Songs, die in erster Linie von der letzten LP der Band SPIKE! stammen, haben textlich starken Bezug zum Leben in den Staaten (Bobby und Doug lebten längere Zeit dort).

Wie sagte ein Ami-Kollege inmitten der Euphorie (und nach einigen Gallonen Budweiser): „These guys are definetly ihe Stones of the Nineties!“