1 Die Idee

Das optische Urkonzept des Artworks stammt von den Bandmitgliedern selbst. Luke Steele (seit zehn Jahren Vorstand der Indie/Dreampop/ Space-Rocker The Sleepy Jackson) und Nick Littlemore (eine Hälfte des angesagten Dance-Duos Pnau) wollten eine Ästhetik, „die so weit wie möglich von Indie und Grunge weg sein sollte“, sagt Steele. Die musikhörende Öffentlichkeit habe „einfach wieder mehr Lust auf Disco und Glam“.

Die Vision gewann mehr an Form, je näher die Songs ihrer Fertigstellung kamen: „Das war ein gegenseitiger Prozess, die Lyrics haben die Bilder beeinflusst und umgekehrt.“

2 Die Umsetzung

David Homer vom preisgekrönten australischen Designstudio Debaser (hier wurde schon an Artworks für Powderfinger, The Cat Empire und Ben Lee gewerkelt) setzte die Vorstellungen der Band in die Realität um. Zunächst ließ er Illustrationen von Fotos der Musiker anfertigen, setzte diese dann in einen digital erstellten Bezugsrahmen, fügte noch ein paar tatsächliche Fotografien ein, ließ auch diese seine Bildbearbeitungssoftware kennenlernen und schuf so einen, wie er selbst sagt, „Mischmasch“. Dieses Ergebnis einer dreimonatigen Arbeitsperiode überraschte Homer dann aber doch. Bislang hatte er sich noch nie für Sci-Fi-Kunst interessiert oder sich gar darin versucht. Auch für Steele stellte es ein Novum dar: „Obwohl wir selbst großen Einfluss auf das Artwork hatten, blies uns das Resultat total weg. Denn normalerweise sagst du einem Künstler genau, was du willst, und letztlich machst du’s dann meistens doch selbst.“

3 Die Einflüsse Hier standen die ikonischen Filmplakate (etwa für die „Indianajones“- und die „Star Wars“-Reihe) von Drew Struzan Pate. Ist EOTSs Artwork nun als Persiflage oder Hommage zu verstehen? Steele: “ Es geht um den dominanten Charakter, die Dramatik, die diese Poster haben. Wenn ein Bus mit ,Star Wars“-Werbung an dir vorbeifährt, zieht dich das sofort in diese Welt voller Abenteuer und Superhelden.“

4 Das Outfit „Wir hatten eine gewisse Vorstellung davon, wie wir aussehen wollten. Aber wir kommen aus Perth – da hat nicht jeder Shop so flamboyante Klamotten“, sagt Steele. In Shanghai, wo sie das Video zur Single „Walking On A Dream“ drehten, wurde die Band schließlich fündig.

„Wir kamen da an und hatten praktisch keine Klamotten dabei“, erinnert sich Steele. „Aber die Stadt mit ihren vielen Märkten hat uns sofort inspiriert. Wir fanden all dieses Make-up, diese abgefahrene Kleidung. Mein Jackett hat mir dort übrigens ein Typ geschneidert, der nur noch drei Finger hatte.“

5 Das Missverständnis Da ist also der Kmetall vor dem eskapistischen Popcornkino. Und dazu dieser Bandnamc, der sich scheinbar auf den Kriegsroman „Das Reich der Sonne“ von J. G. Ballard bezieht. Stilistischer Widerspruch? Mitnichten! Schlüsselwort „scheinbar“:

„Der Name basiert weder auf dem Buch noch auf dessen Verfilmung. Keine Ahnung, weshalb das überall steht“, sagt Luke Steele. “ Uns war einfach aufgefallen, dass die Sonne einen hoben Stellenwert in allen Kulturen der Welt bat. Das wollten wir mit dem Namen aufgreifen.“

6 Die Anspielungen Man ist versucht zu denken, es gäbe sie zuhaut. Der Tiger! Steeles Tochter heißt Sunny Tiger! Ha! Aber nichts da:

„Jt makes sense to have a tiger on the record Cover“, sagt Steele nur. Und der Schwertfisch? Der habe eben gut zum Tiger gepasst. Aber die Handschuhe! Klares Augenzwinkern in Richtung Michael „The Gloved One“ Jackson! Wenn wir doch optisch eh schon schultertief in den 80s stecken… „MichaelJackson? Neeeein. Interessanterweise sagen aber immer alle, ich sähe hier aus wie Adam Ant. Aber ich weiß noch nicht mal, wer der Typ ist.“ Na gut, Kapitulation.

7 Die Zukunft ist so unberechenbar wie der Erfolg des Duos (bislang Top 15 in der Schweiz, Top 10 in ihrer australischen Heimat) und die Natur ihrer Mitglieder. Steele orakelt: „Ich bin ein sehr spontaner Künstler; kann gut sein, dass wir unser Auftreten für unser nächstes Album komplett ändern werden. Vielleicht lassen wir die Schminke weg -wer weiß.“

Albumkritik & Story

ME 4/09 www.walkingonadream.com

www.debaser.com.au