Das Leben und Brian


Er kennt merkwürdige Leute und erlebt seltsame Dinge. Dabei ist Ben Kweller doch eigentlich ganz normal und erwachsen.

Ben Kweller mag das sein, was man einen „Hänger“ nennt, und er ist erst Mitte 20, aber das Material, das sein Leben jetzt schon hergibt, ist beachtlich: So ermöglichte ihm etwa der frühe Ruhm seiner Collegerockband Radish ein bizarres Treffen mit Beach Boy Brian Wilson in dessen Haus in Malibu, wo sich Unerhörtes zutrug. „Ein befreundeter Produzent stellte uns nach einem Brian-Witson-Konzert einander vor, und Brian fragte immer wieder:. Was für eine Musik macht ihr?‘ Und wir sagten immer wieder:. Rock ’n ‚Roll, genauso wie du. Brian!‘ – ,Rock’n’Roll? Wow, das ist cool, losst uns zu mir fahren!‘ Eine Limousine brachte uns alle zu Brians Haus, wo ich ihm einen Radish-Song vorspielen sollte. Ich spielte die ersten zwei Minuten – und Brian ist eingeschlafen. Als der Song zu Ende war, schreckte er plötzlich auf und rief:. Wo-ho, das war großartig! Ich spiele euch auch was vor, was wollt ihr hören?‘ Und dann ging dieser alte Mann zu seinem Klavier und spielte tatsächlich ,God Only Knows‘. Ich dachte nur: Was mache ich hier im Haus von Brian Wilson? lch muss ganz schnell verschwinden, ich bin unwürdig!“

Die Anekdote klingt wunderlich, aber man stellt nichts von dem in Frage, was Ben Kweller erzählt. Das Posieren liegt ihm nicht, und cool sein muss der Bursche auch nicht mehr: Er hat seine Jugendliebe Liz bereits geheiratet und denkt sich in letzter Zeit viele Kinderlieder aus, um Sohn Dorian in den Schlaf zu singen. Hoffentlich schnüffelt das Baby später mal nicht Klebstoff oder so etwas der Patenonkel ist nämlich Adam Green.

Als Songschreiber für Erwachsene ist Ben Kweller weiter gereift: Sein viertes Album BEN kweller ist hübscher, von Spector, Petty und Springsteen inspirierter, halb orchestraler Pop mit dem Höhepunkt „Thirteen“, einer sehnsuchtsvoll nostalgischen Rückwendung, die die Liebe zwischen ihm und seiner Frau in allen Stadien nacherzählt: „Infrequently we ignored our love/But we could never mistake it.“ Kweller ist erfreut über die Ein- und Wertschätzung: „Das ist auch mein Lieblingssong und ein echter Durchbruch für mich: Hier habe ich den Refrain einfach komplett weggelassen, weil die Strophen allein schon so gut waren und ich das Gefühl gehabt habe, sie funktionieren auch für sich. Auf ,Thirteen‘ bin ich richtig stolz!“

Und ganz zum Schluss verrät Kwetler dann endlich, was aus dem Supergroup-Freizeitprojekt The Bens (Ben Folds, Ben Lee, Ben Kweller) geworden ist: „Bei der einen EP soll es nicht bleiben. Wenn unsere Zeit es erlaubt, machen wir bald ein ganzes Album.“