Den Trend verpennt?


Nur ein paar Kilometer Dünnsäure dazwischen – und doch Welten entfernt: Während noch Hip Hop bei uns Provinz-Tänzer in die Disco lockt, rasten die Engländer längst auf andere Sounds aus. Drei Londoner Dance-Wellen werden bald auf den Kontinent schwappen:

Kleine Mädels mit dunklem Teint, vor allem Kinder indischer Einwanderer, schwitzen bei Musik von Kombos, Allap und Apha Sangeet — und imitier mehr weiße Hip-Kids schwitzen mit. Vor allem nachmittags, wenn der Siddharta-Beat die Schüler aus der Sportstunde lockt. Neuerdings auch Live-Musik synchron zu indischen Action-Filmen. Unregelmäßig im Empire (Leicester Sq. Wl), Busby’s (157 Charing Cross Rd. WC2) und Shaftesbury’s (24 Shaftesbury Av. Wl).

Zwei Londoner DJs lernten beim Ibiza-Urlaub die Vereinbarkeit von Modern Talking und den Pixies. Wieder daheim gaben sie einen Teelöffel House-Music dazu — fertig war der Trend. Und den verkaufen sie jetzt als Auswurf des britischen Kreativ-Vulkans auf dem Kontinent. Zur Freude der tanzwütigen Wurstverkäuferinnen, denen Latin-Lover-Urloubsflirt-Erinnerungen hochkommen. Im Moment noch jeden Mittwoch im Paramount City (Great Windmill St. Wl) und Maximus (14 Leicester Sq. WC2) ACWHOUSE In London nur noch Attraktion für trendgeile Touristen. Im Sommer war Acid das Ding: Grauenhaft schlecht abgemischter House-Dance mit wabernden Opa-Keyboards. Die Kids warfen dazu Ecstasy und zuckten wie Epileptiker. Halbwegs erträglich nur noch die „Planet love“-Nächte im Fridge (Town Hall Parade, Brixton Hill SW2).