#deutschrapmetoo: „Wenn ihr euch NICHT positioniert, positioniert ihr euch dennoch.“


Die Initiative #deutschrapmetoo zieht nach den ersten Wochen ihrer Arbeit ein eher ernüchterndes Fazit: Zwar gäbe es „akutes Interesse“, aber man sehe „kaum authentische Stellungnahmen und persönliche Reflexionen seitens der Akteur*innen der Deutschrapszene“. Stimmt leider.

Die vor allem auf Instagram (und im Hintergrund im direkten Austausch mit Betroffenen) aktive Initiative #deutschrapmetoo hat in einem aktuellen Posting ein eher verhaltenes Resümee der ersten Wochen gezogen. Bevor es allerdings dazu kommt, dankt sie erst einmal den „mutigen Betroffenen, die sich bisher bei uns gemeldet haben, um uns ihr Vertrauen zu schenken und ihre Erlebnisse durch uns als Plattform zu teilen.“ Aber: „Wir bedauern, dabei zusehen zu müssen, wie dieser Kampf immer noch von Betroffenen allein geführt werden muss, wozu wir auch selbst zählen.“

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Auch dieses Statement von #deutschrapmetoo ist (wie bisher alle Aktivitäten) wieder extrem auf den Punkt formuliert, haltungsstark und richtig. Es richtet die Aufmerksamkeit und die Verantwortung auf die Menschen, die wirklich etwas verändern müssen. Und könnten, wenn sie denn wollen.

Dazu zählen neben der Infrastruktur aus Produktion, Label-Geschäft, Booking und Management auch die Medien. Es heißt: „Täter werden immer weiter geschützt, indem sie ihr interviewt oder über sie schreibt, ihnen Reichweite gebt und ihr Verhalten normalisiert, indem ihr sie bucht, mit ihnen arbeitet, sie vertreibt und mit ihnen befreundet seid.“

Wie #deutschrapmetoo die Rap-Szene und vor allem das Musikbusiness aufmischen sollte

Die von eigentlich allen, die über #deutschrapmetoo geschrieben haben, geäußerte Forderung zur Positionierung und zur öffentlichen Reflexion scheint tatsächlich (noch) nicht stattzufinden. Wobei das „(noch)“ hier schon optimistisch gemeint ist, denn rein theoretisch wäre es ja auch möglich, dass gerade Wege gesucht und Prozesse gestartet werden, misogyner Kackscheiße im Rap (aber dann bitte auch in Pop und Rock) nicht mehr die ganz große Bühne anzubieten. Ein User kommentiert sehr treffend: „Das Business ist nur an einem Punkt verwundbar: beim Geld. Wie auch immer gezielt wird, hier gilt es zu treffen. Medialer und öffentlicher Druck, Ächtung/Boykott von Personen und Produkten, Support alternativer und feministischer Strukturen.“

#deutschrapmetoo: Neue Podcasts zur Diskussion

Aber das könnte auch Wunschdenken sein. Vor allem Reaktionen vom männlichen Teil der Szene lassen weiterhin auf sich warten. Was ziemlich enttäuschend ist. Denn genau darauf käme es an. Und zumindest auf Künstlerseite müsste jeder Rapper, der einen großen Anteil weiblicher Fans hat und sich bei anderen politischen Themen als gutes Gewissen oder wichtige Stimme präsentiert hat, mal öffentlich reflektieren, wie er dazu steht. Das gab es zwar vereinzelt – Props an Megaloh, Mauli, LGoony, Staiger u. a. an dieser Stelle –, aber dass mal einer der Herren, die ungefähr in der Liga einer Shirin David erfolgreich sind, seinen Mund aufmacht, hat man eben noch nicht erlebt. Bushido ausgenommen, der musste ja, weil er konkret beschuldigt wurde.

Bushido veröffentlicht Statement zu Vorwürfen auf Twitch

Hier trifft die abschließende Feststellung genau ins Schwarze: „Wenn ihr euch NICHT positioniert, positioniert ihr euch dennoch.“ Also, wenn euch als Fan das Thema am Herzen liegt, checkt doch mal, was euer Lieblingsrapper dazu sagt. Und wenn er bisher noch nix gesagt hat, schreibt ihm doch einfach mal nett, wie er darüber denkt, was so seine Erfahrungen waren und was er selbst aus der Diskussion mitnimmt …

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