Die 10 besten Serien der 90er Jahre


Unsere Redakteure haben die besten Serien der 1990er ausgesucht. Vom Anfang der Mystery-Serien, Cliquen, Paranormalem und Mafia-Clans.

6. Profiler

USA, 1996-2000, mit Ally Walker, Robert Davi, Julian McMahon

Serienmörder im Seriengeschäft, das ist inzwischen nichts Besonderes mehr. Bei „Dexter“, „The Following“ und „Hannibal“ spielen sie Hauptrollen, in „CSI“, „Criminal Minds“ oder „The Mentalist“ tauchen sie dauernd auf. Als 1996 „Profiler“ anlief, war das noch anders. So gruselig wie diese Serie war kaum ein anderer Krimi, plötzlich schien Atlanta/Georgia der unheimlichste Ort der Welt zu sein – es war immer dunkel dort, es gab nur finstere Ecken, und nirgendwo schien es sicher zu sein. Schon allein die Schrift, in der bekannt gegeben wurde, wo die jeweiligen Grausamkeiten stattfanden, war so fies, dass einen schauderte, sobald man sie sah – und das war ja immer erst der Anfang.

Dr. Samantha Waters besitzt die Gabe, die man heutzutage nur noch aus der „Hannibal“-Serie kennt. Sie kann einen Mord aus dem Blickwinkel des Täters nachempfinden.
Dr. Samantha Waters besitzt die Gabe, die man heutzutage nur noch aus der „Hannibal“-Serie kennt. Sie kann einen Mord aus dem Blickwinkel des Täters nachempfinden.

Die clevere FBI-Profilerin Samantha Waters (Ally Walker) konnte sich so gut in Triebtäter und andere Geistesgestörte hineinversetzen, dass sie den Tathergang durch deren Augen sah (fast immer waren es Männer), doch die Gabe war auch ein Unglück für sie. Sam, die stets ein wenig übergeschnappt vor sich hin starrte, litt unter zu viel Empathie und vielen schlaflosen Nächten. Ihr Boss Bailey Malone (Robert Davi) himmelte sie an und versuchte, sie zu schützen, denn sie wurde auch noch selbst von einem Irren verfolgt. Er trug den Namen Jack, kurz für „Jack of all trades“ (Tausendsassa), und hatte vor Jahren schon ihren Ehemann ermordet. Nun verfolgte er Sam und ihre Tochter. Die Kollegen wirkten hilflos, aber jederzeit bereit, für sie alles Nötige zu tun: Detective Grant (Julian McMahon, später bei „Nip/Tuck“), Computernerd George (Peter Frechette) und die Pathologin Grace (Roma Maffia) bildeten ein sympathisches Team aus Außenseitern und Käuzen. Die ständige Bedrohung machte „Profiler“ spannend bis an die Schmerzgrenze, denn die Angst, die Sam hatte, war jederzeit spürbar – genau wie ihr Wille, trotzdem weiterzumachen. (bf)

5. Akte X

Dana Scully (Gillian Anderson) und Fox Mulder (David Duchovny) sind ein unvergleichliches Duo.
Dana Scully (Gillian Anderson) und Fox Mulder (David Duchovny) sind ein unvergleichliches Duo.

USA, 1993-2002, 2016-?, mit Gillian Anderson, David Duchovny, Mitch Pileggi

Selbst in den trashigsten Momenten, den haarsträubendsten Inszenierungen und krudesten Plots umgab die „X- Files“ etwas Magisches, Unergründliches, von dem man nie genau sagen konnte, wie die Regisseure und Drehbuchautoren das hinbekommen haben. Als die Serie im September 1993 in den USA anlief, war „Twin Peaks“ bereits Legende. David Lynch hatte das Mystery-Genre neu (oder erstmalig) definiert. Doch was „Akte X“-Erfinder Chris Carter gelang, schwebte in ganz eigenen Sphären. Wenn man sich heute den Spaß gönnt, einige Folgen noch einmal zu sehen, fallen vor allem drei Dinge auf: 1. Der alte Grusel ist sofort wieder da. 2. Dana Scully (Gillian Anderson) und Fox Mulder (David Duchovny) sind das beste Ermittler-Paar der TV-Geschichte. 3. Die jüngste, zehnte Staffel ist ein unsagbar miserabler Nachklapp. Warum sich die beiden Hauptdarsteller dafür nicht zu schade waren, kann nur ein Blick auf ihre Konten beantworten.

Was bleibt, sind vor allem die ersten vier grandiosen Staffeln. Die unheimlichen FBI-Fälle waren nie unheimlicher, die paranormalen Phänomene nie paranormaler. Die Chemie zwischen dem Außenseiter Mulder, der alles Anormale und Abseitige mit obsessivem Wissensdurst verfolgt, und der rational-skeptischen Scully, die sich lieber an die Fakten hält, macht ihre Arbeit oft zu qualvollen Selbstfindungstrips. Sie begegnen den absonderlichsten Kreaturen: einem Mann, der durch kleinste Ritzen kriecht, um seine Opfer zu töten; Glühwürmchen, die einen tödlichen Kokon spinnen. Sie begegnen seltsamen Viren und Parasiten, Geisteskrankheiten und Sektierern. Sie entlarven kleinstädtische Bigotterie und Aberglauben. Doch die ganze Wahrheit, die Mulder im Beweis der Existenz von außerirdischem Leben sucht, wird ihnen stets von ominösen Agenten und Regierungsleuten verwehrt. Ein schweigsamer Kettenraucher, der bei Anhörungen im Halbdunkel lauscht, verkörpert Paranoia und Überwachungsstaat. Kurz nach 9/11 wurden die X-Akten vorübergehend geschlossen. 2008 folgte noch ein zweiter Film und 2016 dann schließlich eine zehnte Staffel. Gerüchten zufolge soll an Staffel 11 bereits gearbeitet werden. (mg)

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