Die 10 besten Serien der 90er Jahre


Unsere Redakteure haben die besten Serien der 1990er ausgesucht. Vom Anfang der Mystery-Serien, Cliquen, Paranormalem und Mafia-Clans.

8. Buffy

USA, 1997-2003, mit Sarah Michelle Gellar, Alyson Hannigan, Nicholas Brendon

Tagsüber musste sie zur Schule gehen, danach übernatürliche oder ganz banale Probleme mit der Clique klären, bei Einbruch der Dunkelheit ging es dann auf den Friedhof: Streife. Vampire und Dämonen mit dem Pflock in Staub verwandeln, Nacht für Nacht. Buffys Leben war Routine, wenn auch eine aufregende. Und genauso war „Buffy – Im Bann der Dämonen“ um die Jahrtausendwende aufregende Routine für Teenager auf der ganzen Welt. Trotz oder gerade wegen des hohen Trash-Faktors.

Buffy ist bewaffnet: Mit einem Holzpflock geht es den Vampiren an den Kragen.
Buffy ist bewaffnet: Mit einem Holzpflock geht es den Vampiren an den Kragen.

Zu ihrem Glück drehte Buffy 1999 nebenbei noch „Eiskalte Engel“. Ähnlich pubertäre Zielgruppe, legendärer Soundtrack. Das Drama war einprägsam und erfolgreich genug, um aus der Vampirjägerin für Millionen Fans endlich auch die Schauspielerin Sarah Michelle Gellar zu machen. In „Eiskalte Engel“ war sie die fiese Schlampe, eine neue Facette. Sonst wäre Gellar wohl für immer die halberwachsene Buffy geblieben, die nachts in der Kleinstadt Wache schiebt. Im Vergleich zum Rest der Anwohner Sunnydales hatte sie also nach dem Serienende 2003 schon einen bekannten Namen und eine Existenz außerhalb von Bibliothek und Zauberladen.

Während heutzutage die prominentesten Schauspieler gute Rollen auf dem Serienmarkt jagen, konnten ebendiese Rollen damals noch Ballast für die Anschlussverwendung sein – weil man einfach nicht mehr von ihnen wegkam (Gruß an Dawson Leery). Beim Buffy-Personal war es besonders extrem, weil Serienschöpfer Joss Whedon den fiktiven Freundeskreis, der allerhand mystische Wesen bekämpft, so unnachahmlich raffiniert geschrieben hat. Weil er aus wasserstoffblonden Vampiren, Rachedämonen und High-School-Losern eine Clique formte, der man sowohl den Teenie-Quatsch als auch das Weltuntergangsszenario abnahm – war man denn jugendlich oder jugendlich genug geblieben. Wie genau Whedon das geschafft hat? Darüber gibt es mittlerweile etliche wissenschaftliche Arbeiten und doch keine Erklärung. Mystery eben. (dk)

7. Ally McBeal

Die Anwältin Ally McBeal sucht nach der großen Liebe im Bostoner Großstadtdschungel.
Die Anwältin Ally McBeal (Calista Flockhart l.) sucht nach der großen Liebe im Bostoner Großstadtdschungel.

USA, 1997-2002, mit Calista Flockhart, Peter MacNicol, Greg Germann

Ach, Ally. Wir haben Ally geliebt, aber fast 20 Jahre später ist es schwer zu erklären, warum. Die Bostoner Anwältin Ally McBeal (Calista Flockhart) war viel zu dünn und neurotisch, jeden vernünftigen Mann hätte sie nach fünf Minuten genervt (und die meisten Frauen auch). Aber sie war auch eine Träumerin, die ihre Spinnereien liebevoll pflegte und mit ihrer Schlagfertigkeit viele Anfeindungen geschickt kontern konnte. David E. Kelley hatte mit ihr eine neue Frauenfigur erfunden: eine Irre, die sich nicht schämte, irre zu sein.

Es lag aber mindestens ebenso sehr am restlichen Team der Bostoner Kanzlei, dass „Ally McBeal“ gar keine klassische Anwaltsserie war. John „Gummibärchen“ Cage (Peter MacNicol) wirkte genauso tollpatschig wie Ally, während sein Kompagnon Richard Fish (Greg Germann) ständig sarkastische Lebensweisheiten erfand, „Fishismen“ sowie „Die Liebe ist vergänglich, ewig dauert nur das Unglück“. Notfalls wischte er Bedenken mit einer nonchalanten Handbewegung weg: „Schwamm drüber!“

Kelley hatte schon immer einen Sinn für die richtigen Räume, auch hier war der Gerichtssaal nicht das Entscheidende. Viele wichtige Erkenntnisse ereilten die Figuren auf der Unisex-Toilette der Kanzlei, aber auch die „Martini Bar“, in der regelmäßig die Songschreiberin Vonda Shepard auftrat, wurde immer wieder zum Schicksalsort, an dem sich Ally Gedanken über ihr Leben machte. Manchmal tauchte auch Barry White als Halluzination auf, um sie vom größten Blödsinn abzuhalten. Ihre unerfüllte Liebe zu Billy (Gil Bellows) war der härteste Fall von allen. Mit seinem Tod – und wie bei vielen Serien ab der vierten Staffel – war plötzlich die Luft raus. Ohne Billy fehlte Ally der schönste Grund für ihre Hysterie, und als dann auch noch ihre Tochter auftaucht, die überraschenderweise aus einer Eizellenspende entstanden war, wurde aus Idiosynkrasie bloßer Quatsch. Dass sich Ally McBeal am Ende entschließt, nach New York zu ziehen, ist nur konsequent: Hier, schien die letzte Folge zu sagen, ist nichts mehr zu holen. (bf)

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20th Century Fox