Die 10 besten Serien der 90er Jahre


Unsere Redakteure haben die besten Serien der 1990er ausgesucht. Vom Anfang der Mystery-Serien, Cliquen, Paranormalem und Mafia-Clans.

1. Emergency Room

„Jurassic Park“-Autor Michael Crichton landete mit „Emergency Room“ einen riesigen Serien-Coup.
„Jurassic Park“-Autor Michael Crichton landete mit „Emergency Room“ einen riesigen Serien-Coup.

USA, 1994-2009, mit George Clooney, Anthony Edwards, Julianna Margulies

Vorher waren Krankenhäuser in Fernsehserien natürlich auch schon Orte des Sterbens, des Chaos, der Verzweiflung. Aber zumindest auf die Ärzte konnten sich die Zuschauer verlassen: Sie wussten, was zu tun war, sie halfen, wo es ging, sie hatten die Sache jederzeit im Griff. Und dann kam „Emergency Room“ und hat uns gezeigt, wie verdammt anstrengend ein Tag im Krankenhaus wirklich ist, vor allem auf der Notfallstation.

Die Idee zur Serie hatte Michael Crichton schon in den 70er- Jahren, umgesetzt wurde sein Drehbuch 1994 dann so modern wie keine andere Serie damals: Die Patienten und ihre Geschichten lösten sich in atemberaubendem Tempo ab, das Personal warf mit medizinischen Begriffen um sich. Wir lernten, was eine Anamnese ist und eine Thoraxdrainage. Die drastischen Bilder aus dem Operationssaal, oft mit Handkamera gefilmt, konnten verstörend sein, und neben den akuten Fällen gab es gleich etliche Handlungsstränge, die sich über Wochen und Monate hinzogen.

George Clooney begann im County General Hospital sein Superstar-Dasein, Julianna Margulies und Maura Tierney gelangen immerhin große TV-Karrieren, Noah Wyle und Parminder Nagra sind heute noch gut im Geschäft. Der wahre Held der prägenden ersten Staffeln war aber Anthony Edwards als Dr. Mark Greene. Greene trägt eine altmodische Brille, hat nur wenige Haare und ziemlich fleischige Lippen, er schaut meistens melancholisch. Taugt also eigentlich nicht als Held einer amerikanischen Fernsehserie, aber er hat ein großes Herz, zu seiner Kompetenz kommt glaubhafte Empathie, und damit ist Greene der Mann, den jeder sehen will, wenn er schon in eine Notaufnahme eingeliefert wird.

Was haben wir alles mitgemacht mit Mark Greene: Wir haben beobachtet, wie er seine Ehe retten wollte und scheiterte, weil es nichts mehr zu retten gab. Wie er sich neu verliebte, depressiv wurde und von einem Irren angegriffen. Wie er endlich die richtige Frau kennenlernte, dann aber Krebs bekam, sodass wir uns über die Hochzeit nicht so richtig freuen konnten. Als er in der achten Staffel schließlich stirbt, hätte „ER“ auch zu Ende sein können, aber Dr. Carter (Noah Wyle) war so weit, die Führungsrolle zu übernehmen, und anders als bei den meisten anderen Serien war bei „ER“ noch lange nicht die Luft raus.

Wer alle 331 Folgen der 15 Staffeln gesehen hat, erinnert sich an einige Momente, in denen der Zuschauer selbst dem Herzinfarkt nahe war. Nein, nicht wegen des Abschieds von George Clooney, sondern zum Beispiel damals, als Dr. Romano zu nahe an den Hubschrauberflügel … Ich höre schon Leute aufschreien, die wissen, wie grausam diese Serie sein konnte. Dank „ER“ waren wir auf die Härte von „House“ einigermaßen vorbereitet, wir lachen über den Kitsch von „Grey’s Anatomy“ – und wenn wir das Wort „Aortenaneurysma“ hören, kann uns keiner mehr erzählen, dass wir uns keine Sorgen machen sollen. Die Hypochonderquote muss seit „ER“ immens gestiegen sein. (bf)

©NBC/Courtesy Everett Collectio ©NBC/Courtesy Everett Collectio