Bestenliste

Die 50 besten Alben des Jahres 2016


Ja, 2016 war nicht sehr nett zu uns. Trotzdem: Gute Alben sind auch dieses Jahr erschienen. Hier sind unsere 50 Favoriten.

Platz 3: David Bowie – BLACKSTAR


Columbia/Sony (8.1.)
Hinterher wollten es natürlich alle schon vorher gewusst haben: BLACKSTAR ist der Schwanengesang und Abschiedsgruß von David Bowie. Sein 25. und letztes Album wurde am 8. Januar veröffentlicht, seinem 69. Geburtstag. Zwei Tage später war er tot, einen Tag danach erfuhr die Popwelt davon und fiel in einen kollektiven Trauerzustand, der bis heute anhält. Danach wurde das Album bis ins kleinste Detail interpretiert und analysiert: die verschiedenen Todesassoziationen des titelgebenden „Blackstar“, Textzeilen wie „Sue, the clinic called, the X‑ray’s fine“ oder „Look up here, I’m in heaven. I’ve got scars that can’t be seen“ und „Something happened on the day he died. Spirit rose a metre and stepped aside. Somebody else took his place and bravely cried: I’m a Blackstar“, die symbollastige morbide Ästhetik der Videos zu den Singles „Blackstar“ und „Lazarus“. David Bowie hat seinen Tod nicht inszeniert, wie es damals hieß, er hat ihn als künstlerisches Sujet verstanden und dieses in das bemerkenswerteste Album seiner 50 Jahre währenden Karriere verwandelt.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Nicht alles auf BLACKSTAR ist von der freiformalen, an Scott Walker erinnernden Finsternis wie der Titelsong. Es gibt auf dem Album auch konventionellere Songs – die aber sind ungewöhnlich strukturiert und instrumentiert, mit Streichern und elektronischen Schlieren. Sie gehören zu den besten, die Bowie in Jahrzehnten aufgenommen hatte. Zuständig für die Umsetzung dieses jazz-infizierten Artpops sind der bis dahin über Jazzkreise hinaus eher unbekannte New Yorker Saxofonist Donny McCaslin und seine Band. McCaslins Saxofon wird auf BLACKSTAR zum Lead-Instrument.

David Bowie war immer dann am besten, wenn er agierte, wenn er dem Zeitgeist eine Haaresbreite voraus war, nicht wenn er ihn assimilierte und sich affirmativ zu ihm positionierte wie in den 80er-Jahren, als er sich ungeniert an den Mainstream heranwanzte, oder in den 90ern, mit den halbherzigen Versuchen, durch Pseudomodernität seine künstlerische Reputation wiederzuerlangen. Erst im Angesicht des Todes hat er sich von allen Selbstbeschränkungen befreit und vermutlich das Album gemacht, das er machen wollte. Es wird dafür sorgen, dass David Bowie als ein großer Künstler in Erinnerung bleiben wird, nicht als Duettpartner von Tina Turner und Mick Jagger. Albert Koch

>>> weiter geht’s zu Platz 2 auf der nächsten Seite