Hitparaden-Kolumne

Diese Sängerinnen werden als Billie Eilishs Nachfolgerinnen gehandelt


Die Musikindustrie sucht verzweifelt nach einer neuen Billie Eilish, während die ihre Haare färbt. Enter: Novaa, Chloe Moriondo, Thea Taylor.

Wenn ein erfolgreicher Popstar auf eines zählen kann wie auf Yellow-Press-Übergriffigkeiten, dann ist es: der Ruf nach Epigonen, nach einem neuen Vertreter seines Erfolgskonzepts. Mittlerweile ist es (in Hype-Zeitrechnung gigantische!) zwei Jahre her, dass der größte zeitgeistige Popstar unserer Tage, Billie Eilish, sein Debütalbum veröffentlicht hat – und damit die Ästhetik der E-Kids, einer Jugendkultur, die sich aus dem Look-Fundus von Gothic und HipHop, Anime- und Skate-Kultur bedient, aus der Onlinewelt der Generation Z ins Bewusstsein der breiten Masse brachte.

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Pünktlich zum Geburtstag von WHEN WE ALL FALL ASLEEP, WHERE DO WE GO? ist jetzt zu beobachten, in welch rasantem Tempo Künstler*innen in Eilish-Ästhetik bei großen Labels unterkommen. Da ist die Berliner Elektro-Pop-Sängerin Novaa, die Eilish als Vorbild nennt und nun bei Herbert Grönemeyers Label Grönland unter Vertrag steht.

Moriondo inszeniert sich als blutverschmierter Weirdo

Oder die US-Sängerin Chloe Moriondo: Noch vor drei Jahren coverte die 18-Jährige Eilishs „Idontwannabeyouanymore“ im netten Wuschel-Look auf ihrem YouTube-Kanal, nun ist ihr Debüt BLOOD BUNNY bei Warner erscheinen. Obwohl ihr Sound näher an Soccer Mommys Avril-Lavigne-Gedenk-Indierock als an Billie Eilishs ASMR-Pop ist, hat sie sich ihrem Vorbild in Sachen Seltsamkeit angepasst: Im Video zu ihrem Song „I Eat Boys“ inszeniert sich Moriondo als blutverschmierter Weirdo.

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Wie auch Eilish kultiviert Moriondo eine Morbidität, die darauf schließen lässt, dass beide noch vitale (Kindheits-)Erinnerungen an die Emo-Welle der Nullerjahre haben – ähnlich wie Thea Taylor. Die stiefelt unter dem Namen Carolesdaughter mit Gesichtsbemalung zwischen Monster und Horrorclown durchs Video zu ihrem Song „Trailer Trash“, was ihr ebenfalls Eilish-Vergleiche einbrachte.

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Und das Original? Brachte ihre Fans kürzlich zum Ausflippen, indem sie via Instagram verkündete: „Things are comingggg.“ (Und kurz darauf ihr zweites Album HAPPIER THAN EVER angekündigte.) Auf dem Foto zum Post trug sie nicht mehr ihre schwarzgrüne Signature-Frisur, sondern Platinblond. Und Omi-Strickjacke. Soll das die neue Billie Eilish sein? Warum nicht, gibt ja nun genug von der alten.

Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 06/2021.

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