Ein bisschen Diskussion


Die Berliner Band Mia spaltet auch weiterhin die Gemüter. Musikalisch aber ist sie gereift.

Wir haben uns verändert ‚, sagen Mia. Die bisher fertigen Songs für das neue Album STILLE POST bestätigen das: Der stürmische Elektropunk des Debüts HIEB & STICHFEST ist zwar noch vorhanden, aber nicht mehr vorherrschend. Mia haben an ihrem Songwriting gefeilt und sich stilistisch weiterentwickelt, was sich zum Beispiel in einem Stück auf Reggae-Basis niederschlägt. „Wir wachen keine Programmmusik“, sagt Sängerin Mieze. „Unsere Sachen kommen oft genug voll aus dem Bauch heraus. Dieses Mal klingen sie auch hymnischer, reifer und verletzlicher.“ Die Tendenz zur Vielfalt betrachtet die Band als Ergebnis eines Lernprozesses, den sie in den knapp zwei Jahren seit dem Debüts durchgemacht hat. Lernen mussten Mia vor allem, wie man mit Gegenwind umgeht. Nahezu das gesamte deutsche Feuilleton ließ sich zunächst willig in Mias Öffentlichkeitskampagne einspannen, zeigte sich aber im nachhinein pikiert über die Mischung aus Sturm und Drang mit Berliner Schnauze, Lust auf ekelhaftes Benehmen und nationales Gehabe.

„Wir haben keine Angst vor Konfrontation. Bestimmte Fragen müssen einfach laut gestellt werden, undwirsind selbstbewusstgenug, daszu tun. Die Leute sollen ruhig reden. Über uns und überhaupt.“ Das Gerede wird sicher nicht verstummen, seit bekannt ist, dass die Band mit ihrem Song „Hungriges Herz“ am deutschen Vorentscheid für den diesjährigen Eurovisions-Grand-Prix teilnimmt. Die Entscheidung hat auch innerhalb der Band für Diskussionen gesorgt. „Ich hatte sofort Nicole mit ihrer viel zu großen Gitarre vor Augen. Danach wollte ich nie wieder etwas vom Grand Prix sehen. Aber die deutsche Ausscheidung ist offener geworden. Da mitzumachen, ist ein Stück Lebenserfahrung“, glaubt Schlagzeuger Gunnar. Man kann sich vorstellen, wie die feindseligen Federn weiter gespitzt werden, wenn es um Mia geht. Die Band nimmt das gelassen. „Die Leute nehmen uns zu ernst. Für einige machen wir NDW-Kacke, andere halten uns fürgecastet. Die Konzerte dagegen sind alle voll Irgendetwas machen wir also richtig.“