„Stadtbild“-Debatte: Eko Fresh und Soffie antworten Friedrich Merz
So schnell reagiert die Musik: Eko Fresh und Soffie kritisieren Friedrich Merz' Stadtbild-Aussagen in ihren Songs
Nachdem Friedrich Merz vergangene Woche feministische Anliegen nutzte, um seine rassistische Aussage über das „Stadtbild“ in Deutschland zu rechtfertigen, folgte eine Flut an Reaktionen – doch in den Reihen der deutschen Musiker:innen blieb es zunächst erstaunlich ruhig. Dem setzt nun Deutschrapper Eko Fresh ein Ende, ebenso die Indiesängerin Soffie.
Der berechtigte Eklat um den deutschen Bundeskanzler wird besonders in Eko Freshs neuem Song „Friedrich“ thematisiert, in dem sich dieser sich stellenweise direkt an den Regierungschef richtet.
„Friedrich“ spricht den Kanzler direkt an
Der Kölner beschreibt in dem Song das Leben der Töchter, die Friedrich Merz angeblich mit der Rückführung migrantischer Personen in Deutschland beschützen wolle: „Lieber Friedrich, du hast echt bezaubernde Töchter. Wir auch, aber unsere hausen in Löchern. Junkies im Flur, Hochhaus mit Verbrechern.“
Eko Fresh stellt außerdem den Unterschied zwischen der verstorbenen Bonner Rap-Legende Xatar und dem ehemaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn heraus. Beide hätten eine „Hustle“-Mentalität, würden aber unterschiedlich behandelt: „Beide geben alles, wollen Benz fahren“. Der türkischstämmige Rapper thematisiert die schlechteren Ausgangsbedingungen und Lebensverhältnisse von Zuwanderer:innen und verdeutlicht mit Zeilen wie „Nee, wir sind brav, wir sind deine Putzkräfte, unsere Mamas feuert man für ein paar Schmutzreste“ beschreibt der Musiker die Art, wie Menschen mit Migrationshintergrund beurteilt werden – ob sie Frauen sind oder nicht.
Eko Fresh wirft Deutschland und insbesondere Bundeskanzler Merz Alltagsrassismus vor – eine Haltung, die dem Kanzler aufgrund seiner jüngsten Aussagen mehrfach zugeschrieben wurde. Der Rapper stellt Merz’ „Stadtbild“ eine alternative Perspektive gegenüber und macht deutlich, dass Migrant:innen Teil der deutschen Gesellschaft sind. Das eigentliche Problem liege, so seine Botschaft, in der Migrationspolitik und ihren unzureichenden Integrationsstrategien.
Innerhalb kürzester Zeit ging das dazugehörige Reel, das der Rapper am 24. Oktober auf Instagram veröffentlichte, viral. 3,8 Millionen Aufrufe zählt das Video, die Kommentare sind voller Zustimmung. Bei TikTok wurde das Musikvideo ebenfalls über eine Million Mal angesehen, bei YouTube liegt es aktuell auf Platz 25 der Musik-Trendcharts.
Soffie: Ein Frühling ohne Merz
2024 schrieb sie unbeabsichtigt den Protestsong des Jahres: In „Für immer Frühling“ (2024) entwirft Soffie eine Utopie, in der Migration, Überleben und Sicherheit keine Themen elitärer Regierungen mehr sind, sondern innerhalb der Gesellschaft gerecht verteilt werden. Kurz nach Erscheinen des Songs im Februar deckten Investigativjournalist:innen von „Correctiv“ geheime AfD-Treffen auf – ab da wurde Soffies Frühlingsutopie zum Anti-AfD-Song des Jahres.
Nun, nachdem Merz seine politische Leitlinie mit der Stadtbild-Aussage konkretisiert hat, meldet sich Soffie zurück – und fragt ironisch: „Wie schreibt man diesen Monat nochmal?“ Darauf folgt eine aktualisierte Version ihres Demo-Hits: „Ich hab neulich geträumt von einem Land, in dem der Merz kein Teil vom Frühling ist.“ Melodie und Grundgedanke bleiben gleich, doch der Text enthält Aktualisierungen: „Kunterbunte Stadt, keine grauen Mauern mehr. Sag, Friedrich, woher kommt dieser Hass?“ Die Sängerin zieht ein klares Fazit: „Töchter an die Macht, für eine kunterbunte Stadt.“
Merz’ Aussage löst Wellen der Empörung aus
Bei einem Pressetermin am 14. Oktober erklärte Merz, die Bundesregierung korrigiere frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik. „Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“ Wenige Tage später versäumte der Kanzler, seine Position nach Rückfragen zu präzisieren, und sagte stattdessen: „Fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte.“
Er ergänzte, die „Probleme“ würden diejenigen Migranten verursachen, die keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus hätten, nicht arbeiteten und sich nicht an die in Deutschland geltenden Regeln hielten. Wegen dieser Äußerungen kam es in mehreren deutschen Städten zu Demonstrationen, auch auf Social Media äußerten viele Protest.



