Franz 3: Die Rückkehr!


Franz Ferdinand blicken in die nahe Zukunft: Die meisten Songs fürs kommende dritte Album sind schon im Kasten.

Was ist eigentlich mit Franz Ferdinand los? Lange nichts mehr gehört von den vier (Wahl-)Schotten, fast drei Jahre sind vergangen, seit ihr zweites Album you could have it so much better erschien. Beim Melt!-Festival absolvierten sie Mitte Juli jetzt ihren ersten Deutschlandauftritt seit Langem. Vor der Show trafen wir den nach 18-stündiger Busfahrt noch erstaunlich gesprächigen Sänger und Gitarristen Alex Kapranos und den eher schweigsamen Bassisten Bob Hardy für ein kleines Franz-News-Update.

Was habt ihr seit dem letzten Album gemacht?

alex: Wir waren nach der letzten Veröffentlichung anderthalb Jahre auf Tour. Danach hatten wir alle ziemlich dringend eine Pause nötig. Zwischendurch habe ich noch das letzte Album der Cribs produziert. Schließlich haben wir uns zusammengetan, in Glasgow ein Studio aufgebaut und neue Songs aufgenommen.

Was war anders als beim letzten Mal?

alex: Anders war vor allem meine und unsere Gemütsverfassung bei den Aufnahmen. Vor dem letzten Album waren wir alle randvoll mit nervöser Energie, wir waren nonstop auf Tour gewesen. Deswegen klang die Platte so neurotisch und ausgefranst. Das wollten wir diesmal anders machen. Die Idee war, eine Platte aufzunehmen, währenddessen aber in Glasgow ganz normal unser Leben zu führen und uns davon inspirieren zu lassen. bob: Wichtig war auch, dass wir zwischendurch auch eine Pause voneinander genommen hatten. alex: Wenn man sich ein paar Monate nicht oder kaum gesehen hat, kann man sich wieder aneinander freuen und neu entdecken, wieso man eigentlich zusammen in einer Band ist.

Gerade habt ihr in England eine Tour durch Mini-Clubs absolviert.

alex: Ja, das war eine super Erfahrung. Die Läden waren richtig klein, 200 bis 400 Leute. Man steht als Band dicht beieinander, die Zuschauer gucken einem auf die Finger. Das schärft das Zusammenspiel. Und wir konnten neue Songs antesten.

Wann wird das neue Album fertig?

alex: Mit den Aufnahmen sind wir fast durch, nur an einem Song basteln wir noch. Jetzt geht es ans Abmischen. Außerdem müssen wir entscheiden, welche der 16 Stücke aufs Album kommen. Es soll knackig und prägnant werden, zehn oder elf Stücke lang. Erscheinen wird es wohl im Januar 2009.

Welchen Sound dürfen wir erwarten?

alex: Ein paar Stücke haben wir im direkten Zusammenspiel aufgenommen, mit drei im Raum verteilten Mikrofonen. Das klingt sehr rough und nach Garage. Andere Songs sind tanzorientiert und etwas langsamer als der fieberhafte Sound, der You could have it so much better dominiert hat eher klassisches Disco-Tempo. Wir haben auch ein paar Balladen, aber die werden es wohl nicht in die Auswahl schaffen. Die Rock’n’Roll- und die Dance-Songs sind gerade dabei, sich durchzusetzen. Das tun sie auch beim Auftritt vor der Melt!-Kulisse, bei dem Franz Ferdinand Samstag Nacht fünf neue Stücke spielen. Der Rest des Sets ist ein gut durchmischtes Hit-Feuerwerk von „Take Me Out“ über „Do You Want To“ bis zu „This Fire“. Nur das langsame „Eleanor Put Your Boots On“ fehlt auf der Liste der Klassiker – vielleicht ist das der Einstimmung aufs neue Album geschuldet. „Ulysses“, ein neuer Song, klingt in den ersten Takten wie ein Daft-Punk-Brett und entwickelt dann Scissor-Sisters-Pop-Qualitäten. Sehr catchy, sehr synthieorientiert. Wenn die Dance-Nummern, die Alex Kapranos ankündigte, alle so rund klingen, darf man sich freuen. „Kathryn Kiss Me“, einen weiteren Neuling im Repertoire, hatte die Band als Ballade geschrieben. Dann, so Kapranos im Interview, habe der Song immer mehr Schwung entwickelt, bis er zu dem Rocker wurde, der beim Melt! ebenso gut ankam wie das ebenfalls neue, energetische „Bite Hard“.

Auf der Bühne trägt die stilbewusste Band dieselben Klamotten wie beim Interview – fast, als wollten sie sich auf Augenhöhe mit ihren Fans begeben, die mit durchweichten Schuhen, Gore-Tex-Jacken oder in umfunktionierten Müllsäcken vor der Bühne stehen. Nett. Mit Franz Ferdinand werden wir noch viel schön feiern.

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