Haufen Scheisse


Vor acht Jahren traf ihn die tödliche Kugel, gestorben ist John Lennon dennoch nicht. Briefe, Zeichnungen und zuletzt die „Biographie“ des Skandalschreibers Albert Goldman halten die Legende am Leben.

Doch nicht alles, was von oder über Lennon auftaucht, mehrt seinen posthumen Ruhm. Erst recht nicht die angeblichen Fakten, die der New Yorker Pistolero-Schreiber Goldman jetzt zu dem Buch „The Lives Of John Lennon“ verwurstet hat, das der „Stern“ prompt auszugeweise abdruckte. Eine heiße Bettgeschichte mit Manager Brian Epstein, brutale Raubüberfälle in Hamburg und ein exzessiver Heroinkonsum bis kurz vor dem Attentat zeichnen ein Bild, das so gar nicht in das Love & Peace-Klischee passen will. Goldman, der zuletzt wegen zweifelhafter „Tatsachen“ in seiner Presley-Biographie mehrfach von den US-Medien gewatscht worden war, verteidigte sich diesmal vorab: „Das sind alles Wahrheiten, ich habe fünf Jahre ordentlich recherchiert.“

Lennon-Kollege Paul McCarfney ist da ganz anderer Meinung: „Es ist erschreckend, daß einer wie Goldman einen Haufen alter Lügen wieder aufkochen darf. Ich kenne John wohl mit am längsten, und nicht mal im Vollrausch hatte er auch nur einen Anflug von Homosexualität.“ Auch die Heroingeschichte ärgert Paul : „Gut. John hatte eine etwas unglückliche Zeit mit Drogen, aber als sein Sohn Sean auf die Weh kam, sagte er allen Drogen radikal ab. Ich fordere auf, dieses Buch zu boykottieren, es ist nichts als ein Haufen Scheiße!“

Yoko Ono, von Goldman als herrschsüchtiges Junkie-Monster dargestellt, ist genauso sauer: „Das sind alles gemeine Lügen, ich werde selber ein Buch dagegen schreiben.“

Yoko ist derzeit ohnehin irritiert, tauchte doch in Amerika ein Brief von John an sie auf, in dem Lennon 1977 aus Japan schreib: .Wir planen einen künstlerischen Porno-Film miteinander. Ich habe soviel Melodien im Kopf, aber die Texte sind Müll.“ Yoko hatte den Brief nie bekommen, sie las ihn erstmals in einer US-Tageszeitung. Lennon-Freunde können sich derweil mit Original-Zeichnungen von John trösten, die im Herbst bei Londoner Auktionshäusern versteigert werden.