Hohe Ziele


APOPTYCMA BEZERK Stephan Groth ist Star der Electronic Body Music. Mit „Harmonizer" will der Däne nun international so richtig abräumen.

Gitarrengewitter, gleich literweise Kunstblut und bombastische Bühnenshows mit Donner, Schall und Gloria? – davon will Stephan Groth nichts wissen. Der Däne, der schon lange in Norwegen zuhause ist, steht zwar auch auf Krach, aber anders als der Name Apoptygma Berzerk vermuten lässt. Denn Groth, Protagonist der Electronic Body Musik, einer eher düsteren und schwermütigeren Spielart des Techno, baut lieber auf elektronische Industrial-Anleihen und verspielte Achtziger-Iahre-Computersamples in seiner Musik, „und das auch gerne laut“. „Harmonizer“ ist bereits das siebte Album des Dance-Gurus aus dem hohen Norden und sein bislang verträglichstes. Denn Groth will endlich auch dauerhaften Erfolg in Amerika, nachdem ihm das EBMsüchtige Europa bereits wie einen Helden verehrt. „Amerika“, so sagt er, „ist jedoch schwieriger zu knacken. Der Markt ist riesig, die EBM-Szene weit verstreut. Da muss man ständig präsent sein. Das schaffe ich gar nicht.“ Immerhin: Ein Großteil der elf neuen Songs auf „Harmonizer“ ist in New York entstanden. „Das Umfeld dort ist erbarmungslos inspirierend“, sagt der blond gefärbte Groth. „Ich bin mit einer Fülle an Ideen nach Norwegen ins Studio zurückgekehrt.“ Die sich, so Groth, besonders dann zeigen, wenn er live auf der Bühne steht (seine Deutschland-Tour mit Apoptygma Berzerk läuft noch bis zum 28. März): „Electronic Body Music ist erst dann gut, wenn man mit Gleichgesinnten lange, ausdauernd und enthusiastisch dazu tanzen kann. Dann zeigt sich, ob man die Beats und Loops, die irgendwann mal im Kopf geboren wurden, auch gut umgesetzt hat.“

Aber nicht nur live, auch auf dem neuen Album kommen seine Ideen von EBM gut rüber. An deutsche Elektronikacts der 80er Jahre erinnernde Sounds wie beispielsweise auf dem Titel „Rollergirl“, dazu eine Vielzahl von Trance-, Industrial- und Wave-Elementen – Groth tobt sich diesmal richtig aus. Kein Wunder: „Ich habe schon immer Bands wie Depeche Mode und Duran Duran, aber auch Nitzer Ebb und Front 242 verehrt“, sagt er. „Aber erst jetzt habe ich mich getraut, das alles zu verarbeiten.“ Ist er etwa auch ein heimlicher Verehrer des Rollschuh fahrenden deutschen Dance-Acts Rollergirl? „Gott bewahre, die Frau ist Scheiße“, schüttelt sich Groth. „Deren schlechter Ruf in Sachen Musik reicht hoch bis Norwegen.“ Er stehe eher auf das Original aus dem Film „Boogie Nights“, klärt er auf, nurdass keine Zweifel aufkommen. Die hat er höchstens, wenn Dänemark gegen Norwegen Fußball spielt. Dann wüten zwei Herzen in seiner Brust, denn um ein Haar wäre Groth selbst Profifußballer geworden, ehe er sich für die Musik entschied. Ballkonflikte? „Eine Halbzeit bin ich für Dänemark, die andere für Norwegen. Gewinner bin ich in jedem Fall.‘

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