In die Ecke, alter Besen!


Amüsieren wollen Yo La Tengo vor allem sich selbst-mit Tänzen, Instrumententausch und dem Mord an Klassikern.

Bands, die seit 20 Jahren fester Bestandteil der Musikgeschichte sind, verführen zum Gebrauch unpassender Sprichworte. Alte Haushaltsgeräte, die angeblich Besseres leisten als ihre Hightech-Nachfolger, werden exemplarisch herangezogen, um für hanebüchene Vergleiche herzuhalten. Ist Yo La Tengo sicher auch schon passiert. Doch sie kennen die passende Replik: I am not afraid of you and I will beat your ass lautet der Titel des neuen Albums der Institution aus Hoboken, New Jersey, und wer das Trio viel zu lange als sympathische Leisetreter missverstanden hat, bekommt nun sein Fett weg. Georgia Hubley, Ira Kaplan und James McNew mögen einen Sound kreiert haben, der charakteristisch ist, ihre Vielseitigkeit sollte aber nicht unterschätzt werden, hat sie doch gerade neue, vielseitige Acts wie Hot Chip zu musikalischen Verbeugungen angeregt. Das neue Album ist ebenso verstörend, liebreizend, lustig, anstrengend, fordernd, laut und leise wie Yo La Tengo selbst. „Ehrlich gesagt ist es uns vor allem wichtig, dass es für uns nicht langweilig wird“, sagt Georgia. So wird es auch für die Fans nicht fade.

Das ist aber längst nicht alles: Yo La Tengo sind politisch, ohne zu predigen, hilfsbereit, ohne distanzlos zu sein – und vor allem: einfallsreich. Einer lokalen Radiostation in ihrer Heimat halfen sie auf die Beine.

als das Geld knapp war. Die drei wären jedoch nicht sie selbst, hätten sie einfach gespendet. Ira lacht, als er sich an die Idee erinnert: „Wir dachten, wenn wir die Wunschsongs von Zuhörern spielen und quasi zugunsten des Senders verkaufen, haben wir auch noch Spaß dabei“ „Yo la Tengo Is MurderingThe Classics“ heißt die beliebte Serie, die zeigt, dass die Band mehr in petto hat als eine solide gestrickte Karriere mit Konzept:

„Wir kennen die Songauswahl vor der Sendung nicht , grinst Ira. „Wir haben nie Zeit zum Proben „, präzisiert James. „Das ist manchmal ziemlich schrecklich „, gibt Ira zu. „Aber unsere Version der Batman-Filmmelodie war ziemlich super“, kichert Georgia.

Ebenso vielseitig gestaltet die Band auch ihre Liveshows. Da werden die Instrumente getauscht, Scherze gemacht; das Trio ist eingespielt wie ein altes Familienunternehmen, nur entspannter. Zum A-capella-Song „You Could Have It All“ beispielsweise dachten sie sich einst eine rührende Tanzperformance aus – in erster Linie, na klar, um sich selbst bei Laune zu halten. „Die kam ziemlich gut an“ erinnert sich James. „Aber für das neue Album sind keine Tänze geplant. Obwohl, wer weiß? Vielleicht tanze ich auch ein avantgardistisches Solo…“ Zuzutrauen wäre es ihm. Mit alten Besen jedoch hat das alles herzlich wenig zu tun.