In USA ist die 007-Parodie Austin Powers Kult. Jetzt zielt ihr Macher Mike Myers auch auf Deutschland


Mike Myers ist gelassen, erscheint zum Interview in Jogginghosen, Baseballmütze und schlabbrigem T-Shirt, das direkt unter der Achsel ein großes Loch hat. Von Austin Powers‘ extrovertiertem Kleidungsstil keine Spur. Wie ein Schauspieler, der bis zu 20 Millionen Dollar für einen Film verlangen kann, wirkt der einstmalige Star der legendären Comedy-Sendung „Saturday Night Live“ nicht. „Was ich gerade trage, hatte ich schon im Flugzeug an“, erklärt er entschuldigend. „Ich habe meine Klamotten verlegt, wie ich feststellen mußte, als ich versucht habe auszupacken. Sollte ich also schlecht riechen …“ Geduldig beantwortet Myers zunächst Belanglosigkeiten, erwacht dann aber sichtlich, als es um „Austin Powers“ geht (Kinostart in Deutschland: 14. Oktober). Immerhin ist der britische Lebemann mit der ungezähmt politisch unkorrekten Libido seine Erfindung. „Ich bin jemand, der sich schräge Sachen ausdenkt“, meint Myers. „Wenn ich mir Gedanken darüber machte, ob meine Konzepte ein besonders breites, jugendliches Publikum ansprechen, dann würde ich mir unter Garantie keine Figur einfallen lassen, die aus dem England der 60er fahre kommt, schlechte Zähne, die Brustbehaarung von Sean Connery hat und eine Michael-Caine-Brille trägt.“

Deutlich stand lames Bond Pate für Austin Powers, genauso wie der ebenfalls von Myers gespielte Superschurke Dr. Evil nach dem Vorbild des besten Bond-Bösewichts Emesto Blofeld modelliert wurde. Was so hinreißend schwerelos und bisweilen sinnlos wie ein ausgedehntes Blake-Edwards-Zitat über die Leinwand flimmert, ist mehr als nur eine hirnverbrannte Hommage. Zumindest für Myers, der mit seinen Ausflügen in die Swinging Sixties vor allem seinem Vater ein Denkmal setzt, der während des Drehs zu „Wayne’s World“ überraschend verstarb. Wie in Trance verfolgte Myers damals mit, wie „Wayne’s World“ zum Blockbuster und er zum Star wurde, wie er noch den Flop „Liebling, halst du mal die Axt“ und die enttäuschende Fort- Setzung „Wayne’s World 2“ drehen und als Standup-Comedian Barbra Streisand auf ihrer Comeback-Tour 1994 begleiten konnte. Dann war Sense. „Ich zog einen Schlußstrich, hörte einfach auf, anderthalb Jahre lang“, erinnert sich Myers. „Ich reiste nach England, spielte Gitarre, las Bücher, ging ins Kino und ins Theater – vor allem aber dachte ich über meinen Vater nach.“ Die Wende kam, als Myers in einem Taxi Burt Bacharachs „The Look of Love“ hörte, was die Erinnerung an „Casino Royale“ und seinen Vater auslöste: „Ich mußte an all die kulturellen Errungenschaften der britischen Film- und TV-Szene der 60er Jahre denken, die ich bis spät in die Nacht mit meinem Vater angesehen habe – auch wenn ich am nächsten Tag zur Schule mußte. ‚Austin Powers‘ war für mich regelrecht Therapie, um mit dem Tod meines Vaters fertigzuwerden.“

In nur drei Wochen schrieb Myers auf Drängen seiner Frau das Drehbuch, das er später mit einem Budget von 18 Millionen Dollar verfilmen durfte. Groß war die Überraschung, als der Film in den LISA 55 Millionen Dollar einspielte und dann auf Video zu einem der zehn erfolgreichsten Filme des lahres avancierte. Angetrieben von einer unglaublichen Marketingmaschine und Videoclips mit Madonna und Lenny Kravitz steht die Fortsetzung von „Austin Powers“ mittlerweile bei einem Einspielergebnis von 200 Millionen Dollar. Und Myers hat noch immer nicht genug: „Ich habe vor, dem Beispiel von James Bond zu folgen und alle zwei lahre einen Austin-Powers-Film zu drehen.“