Jackie Leven


Wie der schottische Songwriter Jackie Leven das Herz von Lady Di eroberte.

Oban ist ein verschlafenes Küstenstädtchen in den schottischen Hightands. Sehenswürdigkeiten sind hier rar gesät. Ein Bauwerk fällt dennoch auf. Auf einem Hügel steht ein monumentales Kolosseum, das keinen Zweck erfüllt, Mac Craig’s Tower. Erbaut wurde es in den 3oern, den jähren der wirtschaftlichen Depression, finanziert von einem reichen Bankier, aus dem Grund, mit dem Bau den arbeitslosen Männern der Stadt Arbeit zu verschaffen. Heute weiß niemand mehr die Geschichte von Mac Craig’s Tower zu erzählen, jeder kann ihn sehen, aber keiner beachtet ihn. Für den Sänger und Songwriter Jackie Leven ist das Vergessen und Veralbern von McCraigs Tat ein Beispiel für ein „verbotenes Lied“, das niemand mehr zu singen wagt. „McCraig wollte nur den Menschen in Oban helfen. Dafür haben sie ihn ausgelacht“, erzählt der Schotte. Auf seinem Album ‚Forbidden Songs Of The Dying West‘ versucht Leven einige dieser verbotenen Lieder zu singen. Die düsteren und ebenso einfühlsamen Lieder handeln vom Verzweifeln der Seele, dem Verlust von geliebten Menschen, aber auch von verklärten Kindheitserinnerungen. Leven weiß, wovon er singt. In den 45 Jahren seines Lebens hat er Stationen durchgemacht, die wundern lassen, daß er heute noch lebt. Aufgewachsen in einer heruntergekommenen Satellitenstadt Glasgows, schlug sich Leven in Gangs mit allerlei Straftaten durch die Jugend, brachte zwei gescheiterte Ehen hinter sich und zeugte einen Sohn mit einer weiteren Frau. Mitte der 60er ging er nach London, wo er die Psychedelic-Band Doll By Doll gründete. Nach einigen Jahren löste sich die Band auf und Leven kam bei einem Raubüberfall beinahe ums Leben. Durch eine Kehlkopfverletzung verlor er seine Stimme. Ans Singen war nicht mehr zu denken. Einen Ausweg sah er im Heroin. Anderthalb Jahre währte seine Affäre mit der „klassischen Droge der Verzweiflung“. Doch dann schaffte er mit Hilfe eines Arztes den Ausstieg und gründete mit einer Freundin die Hilfsorganisation CO.R.E. für Drogenabhängige. Von da an ging’s wieder aufwärts. Statt Sex’n’Drugs’n’Rock’n’Roll zog er ein Leben in der landschaftlichen Idylle Obans vor. In der Abgeschiedenheit fing er auch wieder an Musik zu schreiben. Heute ist Jackie Leven aktiver denn je. Sein Drogenprogramm ist das erfolgreichste Großbritanniens. Mit Prinzessin Diana, einer Unterstützerin von C.O.R.E., diniert er alle paar Monate, und auch in der Politik setzt sich Leven immer stärker ein. Ganz zu schweigen von seiner Musik.