James Brown – Elf Re-Releases


Der „Godfather Of Soul“ steht seit nahezu fünf Dekaden im Rampenlicht – als Wegbereiter des Rhythm ’n‘ Blues, als Soul-Kreuzzügler von Gottes Gnaden. Seine Show scheint nie zu enden. Selbst dann nicht, wenn der „King Of Soul“ mal wieder wegen eines stimulierenden Pülverchens oder wegen seiner Vorliebe für Schußwaffen für mehrere Jahre in den Knast wandert. Was nicht nur einmal in der Vita des knapp 71jährigen geschehen ist. Brown, der mit 16 Jahren zum ersten mal hinter Gitter wanderte, rappelte sich trotz zahlreicher Rückschläge immer wieder auf. Noch immer tourt sich Brown den Hintern wund und veröffentlicht regelmäßig wenn auch zumeist reichlich uninspirierte -Tonkonserven. Mittlerweile liegt sein Output aus mehr als 40 Jahren fast komplett auf CD vor – zum Großteil als Re-Release der ursprünglichen Vinyl-Version, aber auch als hervorragende Compilationen. Die wenigen fehlenden Puzzle-Teilchen reicht Polydor nun zusammen mit einigen bereits veröffentlichten Titeln zum Mid-Price nach. Die unbestreitbar kreativste Periode des „First Minister Of The New Super Heavy Funk“ umfaßt den Zeitraum von 1964 bis 1975, in den auch die vorliegenden CDs fallen: Eine vorbildliche Songkollektion ist FOUNDATIONS OF THE FUNK 1964-69, ein Zweierpack mit essentiellen Werken wie „Papa’s Got A Brand New Bag“, „I Got You“ oder „Gold Sweat“. In jener Phase wandelte sich der manische Performer vom schwitzenden Soul Brother zum ultracoolen Funkateer. Mit dem plakativen Song „Say It Loud – l’m Black And ‚m Proud“ verhalf er der durch Rassenhaß tief verletzten schwarzen Community zu neuem Selbstbewußtsein und prägte damit ganz nebenbei den Solgan der Black Power-Bewgung. Die Doppel-CD SAY IT LIVE AND LOUD – LIVE IN DALLAS 08.26.68 – mit ganz ähnlichem Tracklisting wie FOUNDATIONS OF THE FUNK – mundet noch eine Spur besser. Gleiches gilt auch für das nach seinem bis dato größten Hit benannte Album SEX MACHINE. Damit vollzog sich im Dezember 1970 ein ebenso überraschender wie unvorhergesehener Bruch. Browns Weggefährten Wesley, Parker, Ellis und Co. schieden im Streit. Dafür holte sich der Meister die jungen, noch unverbrauchten JB’s aus Cincinatti mit dem singenden Keyboarder Bobby Byrd sowie den Collins-Brüdern Bootsy und Catfish. Zusammen peppten sie sechs Monate alte Liveaufnahmen mit neuem Studiomaterial auf. Das ebenfalls als Doppel-Vinyl erschienene REVOLUTION OF THE MIND, Browns sechstes Live-Album in acht Jahren, trägt völlig zurecht den verheißungsvollen Untertitel „Live At The Apollo Vol. IM“. Mit der ersten Ausgabe aus dem Apollo Theater in Harlem war James Brown 1963 der internationale Durchbruch gelungen. Völlig gewandelt präsentierte sich der Funk-Soul-Brother 1971 mit HOT PANTS: Minimalste Funk-Strukturen und spartanischste Arrangements steigern sich beim 2ominütigen Call-and-Response-Stück“Escape-lsm“ mit African-Trance-Elementen bis zum Inferno. Einen Diskurs des gesellschaftlichen Zusammenbruchs der USA Anfang der 70er startete Brown zwölf Monate später mit THERE IT IS. „I’m A Greedy Man“, „Talkin Loud And Saying Nothing“ und die gänsehauterzeugende Anti-Drogen-Ballade „King Heroin“ unterstrichen seine Ausnahmestellung als Black Activist-Leader und philosophischer Guru. Ähnlich süffisante Töne enthielt das ’73er Album THE PAYBACK. Noch im gleichen Jahr stellte das Arbeitstier zwei Soundtracks für die damals rollende Blaxploitation-Welle fertig: Die Alben zu den in hiesigen Kinos nie gezeigten Gangsterdramen SLAUGHTER’S BIG RIP OFF und BLACK CAESAR bieten routinierte Kost. Nach dem künstlerischen Höhenflug war der Abstieg unausweichlich, wie das trefflich benannte DEAD ON THE HEAVY FUNK 1915-83 belegt. Die Tracks verlieren sich in oberflächlichem Club- und Chartfutter – der Disco-Boom machte auch vor dem Funk-Innovator nicht halt. Für Brown-Maniacs essentiell: JAMES BROWN’S ORIGINAL FUNKY DIVAS. In den Jahren 1960 bis 1977 agierte „The Hitman“ als Produzent von längst vergessenen weiblichen Soulstimmen wie Bea Ford. Tammy Montgomery (alias Terrell), Anna King oder Elsie Mae. Browns stilistische Vorlieben spiegelten sich im Repertoire der Divas wider: vom artigen Doo-Wop-Soul bis hin zum kochenden Funk.