John Lennon: Imagine


John Lennon, das unbekannte Wesen. War es zuletzt Albert Goldman, der mit seiner umstrittenen Biografie am Denkmal kratzte, trägt Yoko Ono nun wieder kräftig Politur auf: Der von ihr in Auftrag gegebene Lennon-Film ist zwar keine unkritische Beschönigung, doch wirklich neue Aspekte liefert er auch nicht.

Yoko Ono öffnete erstmals das Lennon-Privatarchiv; den Filmemachern David L.

Wolper (L A.-Olympia-Spektakel) und Andrew Solt (TV-Regisseur) redete sie bei der Auswahl aus 230 Stunden Material angeblich nicht einmal hinein. Dennoch: Ihr Einfluß ist stets präsent. So wurde der Film eine Gegendarstellung zur Lennon-Biografie des Albert Goldman – her side of the story.

Chronologisch sind die Schnipsel aus Wochenschauen. Fernseh-Nachrichten und von ungenannten Dokumentarfilme- zusammengeschichtet. Vom Starclub 1960 bis zu den letzten Bildern in New York 1980.

Es geht um John, kein Zweifel. Paul, George und Ringo tauchen nur am Rande auf. Stattdessen erzählt John sein Leben selbst: Aus Tonbändern von Lennon-Interviews sind geschickt Zitate herausgeschnitten. Dazwischen: Statements von Johns erster Frau Cynthia, von Sean, Julian, Produzent George Martin und natürlich Yoko. Ihre Rolle in der Geschichte der Beatles bleibt diffus, selbst über ihre Rolle in Johns Leben erfahren wir nicht mehr, als daß sie für ihn alles“ bedeutete. Die Bilder mit Yoko dafür im Überfluß. Mindestens sechsmal liegt sie mit John im Bett, kämpft mit für den Welt- und zuletzt für seinen Seelenfrieden.

Die erstmals veröffentlichten Aufnahmen darunter sind nicht allzu spektakulär. Familiäre Super 8-Schnappschüsse von John und Sean am Meer und ähnliches. Das wirklich Interessante an vielen Episoden ist, daß sie gefilmt wurden. Einmal zum Beispiel tritt John vor die Tür seines Landsitzes in Ascot, um einem Fan, der stundenlang im Garten gewartet hatte, den Kopf zu waschen. Vorher ließ er eine Kamera einschalten, die weiterläuft, als er den leicht Verwirrten zum Essen reinbittet. Lennon war offenbar von einem bestimmten Punkt seines Lebens an davon überzeugt, daß jede seiner Handlungen von Bedeutung für den Rest der Welt war, oder es irgendwann sein würde – auch wenn er im Film das Gegenteil behauptet.

Beginnend bei Tante Mimi, die John aufzog und sich erinnert, nie ihr schon damals sein Charisma aufgefallen sei, wird ein Bogen gespannt zu den Selbstzweifeln, mit denen sich John Ende der 70er Jahre quälte, und über die er schließlich triumphierte.

„Die Beatles sind populärer als Gott“, erklärte John Lennon einmal. Auch wenn man ihm da nicht zustimmt – „Imagine …“ macht plausibel, daß er an die Vision, die ihn trieb, ehrlich glaubte.

P.S.: Simultan zum Film wird „Imagine“ am 20.4. als Video-Cassette veröffentlicht. Preis: 39,90 DM