Keine Angst vor gar nichts


Tigerbeat: Vier Männervon Tigerbeat sitzen in einem kleinen Restaurant in Hamburgs Marktstraße und trinken Milchkaffee. Die Tatsache, dass Menschen Milchkaffee trinken, ist mindestens so mysteriös wie der Erfolg von Bier-Cola-Mischgetränken. Wenn die Milchkaffeetrinker auch noch in einer der spannendsten Rockbands des Landes spielen, fällt einem erst mal gar nichts ein. 13 songs heißt Tigerbeats zweites Album, ein mächtiger Brocken Klang: Gitarrenwände, Chöre und Orchesterstürme machen aus dem bluesgetränkten Rock’n’Roll der Hamburger ein – nun ja – mitunter wagnerianisches Ereignis. Das ist vor allem deshalb überraschend, weil das Debüt no.i ein zackiger, ausgemergelter, aggressiver Straßenköterwar Garagenrock aus der Stadt der Beatmusik. Das Cover war weiß. 13 songs ist fett, pompös und überbordend.

Eine mächtige Bulldogge. Das Cover ist schwarz. Schlagzeuger Sven Elsner erklärt das jetzt mal: „Das Wort Dichter kommt ja von dicht, (da irrt er sich! – Anm. d. Red.] Es geht also darum, jedes überflüssige Wort wegzunehmen, damit der Text dichter wird. So sollte man das auch mit Musik machen. Es können ja dann trotzdem 100 Spuren sein, wenn es vorher 300 waren. „Soll heißen: Nur weil man eine pompöse Platte aufgenommen hat, bedeutet das nicht, dass die Lieder besinnungslos mit Tönen zugemüllt wurden. Außerdem haben Tigerbeat einen scharfen Blick für Ästhetik. Da ist alles schlüssig, vom Cover über die schwarzen Anzüge bis hin zu den Frisuren. Die Band sieht aus wie eine Gang. Dahinter steckt aber kein Image-Berater, sondern das kam halt so. „Als wir uns näher kennen lernten, waren wir sehr überrascht, zu sehen, dass unsere Wohnungen alle in einem ähnlichen Stil eingerichtet waren „, sagt Sänger Frehn Hawel.

Tigerbeat gibt es seit 1997- Nach einem Demo-Tape kam die gooo lovin 1 -EP, die Vinyl-Single „Troubled Man“ und im Februar 2001 no.i. Und dass sie auf ihrem zweiten Album so konsequent die Garage niederbrennen, liegt an folgendem Umstand: „Wir haben keine Angst vor Pomp und Pop. Wir haben keine Angst vor gar nichts. Hauptsache, es passt. „