Kurz und klein


Thema: Wohnstube. Man kann sie sich auch einfach mit Musik einrichten. Dann steht schon mal was drin, so lange die Musik eben läuft.

Möbelierungsvariante 1: Scumbucket, Bruder- oder auch Schwesterband der inzwischen aufs Packeis gelegten Blackmail. Mit wiederaufgelegtem Debüt: HELIOPHOBIA (Nois-O-lution/Indigo). Quasi der richtige Sound, wenn die studentischen Möbelpacker im Nebengewerbe noch am Machen sind. Durchaus opulenter, durchaus dramatischer, sogar abwechslungsreicher Post-Grunge. „Ah, Sie haben ja sogar ein Original-Temple-Of-The-Dog-Plakat hier!“ Wem Regale mit Backsteinfundament, Schlafcouch und ein Beistelltisch knapp über Scheuerleisten-Höhenniveau genügen, auf dem mindestens ein Aschenbecher und zwei Bierdosen Platz finden: bitteschön!

Wie war das – Grunge? Ah, Seattle! Da kommen die Cute Lepers her. Die hängen uns allerdings lieber ein Johnny-Thunders-Poster in die Wand. Und räumen dann einfach zur Seite, was dabei stören könnte, zu ihrem schwer von den 60s beeinflussten Mod- und Power-Pop-Punkrock zu twisten bis der Nachbar klopft. Und klopft. Und klopft. Ein feiner Soll-er-doch-klopfen-Spaß. Ohne Blick auf die Uhr und schon gar nicht auf den Kalender: SMART ACCESSOIRES (Damaged Goods/Cargo).

Ah, endlich mal Leutchen mit einem Sinn für Zierrat: The Clientele aus London. Da lebt der elastische Sitztänzer auf seinem neu und vor allem burgunderrot bezogenen Kaffeehausstuhl auf und sticht mit Wonne in seine Konfiserieware. Die gönnt er sich. Aber nur ein Stück! Wie man sich ruhig auch mal BONFIRES ON THE HEATH (Pointy/Cargo) gönnen sollte.

Dämmerlicht. Jetzt ist der richtige Ausleuchter gefragt. Tipp: Piano Magic können das, haben in 13 Jahren ja auch viel Zeit zum Üben gehabt. Bei OVATIONS (Make Mine Music/Cargo) ist das gekonnte Arrangement von durch Stoff und Milchglas gefilterte Leuchtkörper ja nur die halbe Miete. Interessanter ist fast, was nicht leuchtet: die Schatten. Die beginnen nach spätestens zehn Minuten zu tanzen. Spukig.

Am Ende eine Meditationsübung: Möbel, Boden, Wände, den ganzen Raum – Augen zu und alles in Gedanken vorstellen und einrichten! Funktioniert mit EXTENDED VACATION (Dead Oceans/Cargo) von On Fillmore, der ehemaligen Rhythmusgruppe von Jim O’Rourke, ganz wunderbar. Zimmerpflanzen wachsen urwaldartig durch alle verfügbaren Stockwerke und übrig bleibt diese seltsame Idee: „Du sag mal, Schatz, in dieser Ecke, wäre da nicht ein schöner Platz für ein… Vibraphon?“