Mein Konzertmoment 2008, Teil 1


Das weltweite Korrespondentennetz der Musikexpress-Liveseiten und seine memorabalsten Konzertmomente 2008:

+++ The Mars Volta, Berlin, Huxley’s, 24.2. Dieses Meta-Rock-Orchester ist, bringt man den ein oder anderen Anspruch in Anschlag, die beste Studioband der Welt. Auf derBühne ist es die beste des Planetensystems. Fakt, Ein elektrischer Orkan. Größter Moment? Die Stille nach dem letzten Song. Alle sind bedient, auf sehr, sehrseltsame Weise. Arno Frank

+++ George Clinton & Parliament/ Funkadelic, New York, Warsaw, 26.2. Mein erstes Clinton-Konzert seit 14 Jahren-und ich hatte Angst, dass Alter/Koks/ PCP/LSD ihn inzwischen in ein sabberndes Bühnenrequisit verwandelt hätten. Fehlanzeige: Mit22 Irren, Musikern in Windeln und mit Elefantenrüsseln, rissen vier Stunden lang das Dach von der Halle. Highlight: 20 Minuten „Maggot Brain“. The drugs DO workafterall. Severin Mevissen

+++ Hot Chip, München, Elserhalle, 10.3. Seit Monaten mal wieder in dererstenReihe.diesen Nichtstylem auf die Pelle rücken. Erst klopfen sie das Samba-Intro von „Shake A Fist“ mit der Hand, dann drückt Joe Coddard die Tasten seines Synths. eSea“ klettert Watson aufdie Bar, dirigiert zum Mitsingrefrain Just me, thefish and thesea.“ Und raunt zwischen den Versen der Barfrau zu: „Wodka“ MICHAEL WOPPERER

+++ Foals, München, 59:1, 3.4. So berückend und wertvoll ein paar andere Konzerte dieses Jahr waren (Neil! Fleet Foxes!): Was diese Oxforder bei ihrem ersten München-Gig abzogen, mit welch heiligem Ernst die alle denkbaren Schleusen komplett aufrissen, was da an physischer Verausgabungauf derBühne passierte so was habe ich in 15 Jahren selten gesehen. Unfassbare Band. Josef Winkler

+++ The Raconteurs, Nashville, Mercy Lounge, 15.4. Ein grandioses Heimspiel, zum zweiten Mal gab’s die Songs vom neuen Album live. Volle Rock’n’Folkabilly-Pulle, vom ersten Piep an. Allein Jack Whites surrealer Skelett-Country & Western-Anzug wäre den Trip über den Atlantik wert gewesen, Hanspeter Künzler

+++ Madrugada, Zürich, Abart, 8.5. Nach all den Jahren, all den Erlebnissen, die in ihre nokturne Melancholiegehülltwaren, warder Moment gekommen.die Norweger wohl für immerzu verabschieden. Ein Moment, dervom ersten bis zum letzten Ton dauerte. Quite emotional, David Cadze

+ + + Ja, Panik, München, Theatron Pfingstfestival, 11.5. Laut Blitzumfrage galten die Wahlwienergs Prozentder Interviewten als Hauptattraktion des dreitägigen Open Airs. Bereits einen Monat zuvor hatten sie in München als Vorband Frank Spilker alt aussehen lassen. Als sie zum Jahresende zurückkehrten, wurden sie wie Stars empfangen, stephan rehm +++ Radio Soulwax, Berlin, Maria, 16.5. Die Band erscheint ballgerecht ganz in Weiß. Der Schlagzeuger legt im TGV-Tempo los, die Dewaele-Brüder mischen wie DJs eigenes und fremdes Zeug ineinander, fahren den Bass abrupt herunter und lassen ihn dann wieder explodieren. Fantastischer Fanatismus. thomas weiland

+++ MCMT, München, Kleine Elserhalle. 26.5. Hippiemädchen verteilen Rosen, Indiejungs tragen bunte Schals. Als MGMT dann „Time To Pretend“ anstimmen, singen und tanzen die Leute bis hinten an der Bar. Danach stehen alle noch lange in der lauen Frühlingsnacht. Andrea Schmidt

+++ Dananananaykroyd, London, Bardens Boudoir, 8.6. EM-Fieber überall, außer auf der Insel. Ein Glücksfall, sonst hätten zu viele Engländer wegen einesdoofen Gruppenspiels verpasst, wie sechs Schotten den Begriff „Fightpop“ erklären: zwei Drummer, Riffs wie mitder Axt geschnitzt und gellendes Geschrei. Ohrenbetäubend und -öffnend. Matthias scherer

+++ My Bloody Valentine. Roskilde Festival. 57. MßV sagen „Hello“, hauen die Feedback-Schichten raus, bewegen sich null. Bilinda Butcher singt wunderschön. Am Ende 20 Minuten Rückkopplungs-Krach. Ohrenbetäubend. Herzwärmend. Unvergesslich. Benjamin Weber

+++ Radiohead, Berlin, Wuhlheide, 8.7. Auch beim sechsten Mal bringt einen die Aufregung vorherfast um. Endlich wieder die Einzigen sehen! Und sie retten erneut Leben, ist das noch Musik oder schon Schamanismus? Als Yorke am Piano ein Intro vergeigt und den Kopf gegen dieTasten haut, will man schreien. Selbst der Himmel brennt: Sublim. Simone Deckner