Neue Videos


Nichts umwerfend Neues an der Musikvideo-Front: Einzig RCA/Columbia bringt von den großen Firmen zwei neue Cassetten auf den Markt. Soul-Weichspüler Lionel Richie träumt sich für 39,90 DM „All Night Long“ durch eine halbstündige Kompilation seiner besten Clips; mit dabei die rührende Blinden-Story „Hello“.

Südstaaten-Rock der Güteklasse Eins präsentieren 38 Special in „Wide Eyed and Live“ – eine Stunde kombinierte Clips und Live-Szenen im guten alten Lynyrd Skynyrd-Geist (ca.59,-).

Bei den behenden Importeuren gesichtet: Jimi Hendrix – Live in Berkley“, 50 Minuten historische Konzertatmosphäre mit dem Klampfenhexer (89,-); Stray Cats-Live, 60 Minuten Rockabilly – urwüchsig und tätowiert – für 79 Märker.

Rechtzeitig zur Fast-Reunion gibt’s eine neue Emerson, Lake & Palmer-Cassette – ebenfalls „Live“ – und aus dem Jahre 1977.

Und zuguterletzt zeigen Depeche Mode-„Live“, daß sie nicht nur gute Friseure bezahlen, sondern auch ganz tollen Synthi-Pop draufhaben. (Alle 79,- DM.) Nun der obligatorische Schwenk zu den Spielfilmen:

Fast 50 Jahre nach dem Siegeszug des Tonfilms über die geräuschlos laufenden Bilder drehte Starkomiker Mel Brooks noch einmal einen (fast) stummen Film. „Silent Movie“ enthält zwar Musik und die Andeutung von Geräuschen, aber keinen Dialog. Der Einzige, der hier einen ganz kurzen Satz sprechen darf, ist ausgerechnet der Welt berühmteste Pantomime, Marcel Marceau. Alle anderen sind zum Schweigen verurteilt. Meister Brooks selbst spielt – was sonst? einen Filmregisseur, der sich um Starbesetzung für einen Stummfilm bemüht. Und seine Schauspielergarde kann sich durchaus sehen lassen: Liza Minelli, Anne Bancroft, Paul Newman, Marty Feldman und James Caan sind nur einige der großen Namen, die bei diesem herrlichen Slapstickspaß mitmachen, ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben (CBS/Fox).

Der Humor der englischen Komikergruppe Monty Python ist nicht jedermanns Sache. Ihren Fans aber, und davon gibt es eine ganze Menge, soll nicht verschwiegen werden, daß der bislang letzte Python-Kinofilm „Sinn des Lebens“ jetzt auf Video erschienen ist (CIC).

In Amerika ein Kassenerfolg, bei uns ein Flop – was hat den deutschen Kinogängern an „Splash“ eigentlich nicht gefallen? Es ist die harmlos-lustige Komödie um eine verliebte Seejungfrau (gespielt von Daryl Hannah), die sich für den Auserwählten sogar aus dem Wasser traut und sich in das für Nixen überaus unwirtliche New York begibt. Ihr artentypischer Fischschwanz verwandelt sich sofort nach Trocknen in ein ansehnliches Paar Mädchenbeine, dennoch bleibt ihre Ankunft nicht ganz unbemerkt. Ein unbekleidetes Mädchen, das plötzlich ungeniert durch die Stadt spaziert, sorgt selbst im skandalgewohnten New York für einige Aufregung. Doch keine Angst. „Splash“ ist eine Disney-Produktion, der Nixen-Sexappeal absolut jugendfrei und von der FSK ab sechs Jahren freigegeben (Walt Disney/Euro Video).

Was ist ein Held? Braucht man ihn heute noch? Hat man ihn je gebraucht? Diese Fragen stellt sich Drehbuchautor und Regisseur Philip Kaufman gar nicht erst. Sein Drei-Stunden-Epos „Der Stoff aus dem die Helden sind“ hat er den Pionieren der amerikanischen Raumfahrt gewidmet. Nicht den Wissenschaftlern und Konstrukteuren, sondern den Männern, die sich nicht abzuschätzenden Risiken zum Trotz, in die ersten Überschalljets setzten, die sich als Erste ins All schießen ließen oder zum ersten Mal auf eine Erdumlaufbahn gebracht wurden. Eine Hymne auf Männer mit Mut, aber meilenweit entfernt von jenem Hurra-Patriotismus, den man dem Amerika der Reagan-Ara so gern nachsagt.

Im Gegenteil: Für Politiker, namentlich für Vize-Präsident Lyndon B. Johnson, hat der Film nicht viel mehr als Hohn und Spott übrig. Politiker sind Menschen, die sich im Ruhm anderer sonnen. Kaufmans Helden heißen Chuck Yeager (gespielt von Sam Shepard, Drehbuchautor des Wenders-Films „Paris/ Texas“), Alan Shepard (Scott Glenn) und John Glenn (Ed Harris). Sie tun nichts weiter als ihren Job.

aber davon lassen sie sich von niemanden abbringen (Warner Home Video).

„Conan, der Barbar“ ist ein Held ganz anderer Art und der Alptraum jedes um die jugendliche Psyche besorgten Pädagogen. Für den zweiten „Conan“-Film hat Muskelprotz Arnold Schwarzenegger noch einmal 15 Kilo Fleisch zugelegt. Trotzdem präsentiert sich der Barbar in „Conan, der Zerstörer“ (RCA/Columbia) jetzt wesentlich menschlicher, zeigt Schwächen. Ja er besäuft sich sogar! Erste Anzeichen dafür, daß der Barbar seinen eigenen Mythos überlebt hat? Seine archaische Unnahbarkeit und dunkle Faszination aus dem ersten Teil ist er jedenfalls los. Diese Eigenschaften haben sich auf seine Kampfgefährtin Grace Jones (in ihrer ersten Filmrolle) übertragen, die als fauchende, raubtierhafte Amazone daherkommt.

Auf Schwarzeneggers Spuren wandelt auch Disco-Star John Travolta, der sich für seine Rolle in der „Saturday Night Fever“-Fortsetzung „Staying Alive“ eine kräftige Portion Muskeln antrainieren ließ. Regisseur Sylvester Stallone, selbst ein Fan männlicher Muskeln, belohnt diese Mühe, indem er Travolta ausgiebig mit freiem Oberkörper auftreten läßt. Tanzen darf Travolta auch, allerdings mehr mit Athletik als mit Eleganz (CIC).

Den sanfteren Travolta gibt es auch noch einmal zu sehen. In „Zwei vom gleichen Schlag“ tritt er wieder mit Lieblingspartnerin Olivia Newton-John auf, und da ist es wohl fast nebensächlich, daß die Story dieses Films jeder Beschreibung spottet (CBS/Fox).

Sylvester Stallone bleibt seinem Milieu und seinem Image treu. „Vorhof zum Paradies“ ist sein Regiedebüt und spielt in den Slums von New York, wo sich die meisten nur mit Hilfe ihrer Fäuste nach oben boxen können (CIC).

Der wandlungsfähigste unter den gegenwärtigen Starkomikern ist zweifellos Dan Aykroyd. Der Ex-Blues-Brother und jetzige „Geisterjäger“ zeigt sich in „Dr. Detroit“ als eine Art Dr. Jekyll der Punk-Generation, der tagsüber als biederer Literaturprofessor lustlosen Schülern die Ideale und Tugenden klassischer Heldensagen näherzubringen versucht und nachts als geheimnisvoller Gangsterboß der Chicagoer Unterwelt das Fürchten lehrt. Die Musik dazu liefern Devo und der unglaubliche James Brown (CIC).

Außerdem erwähnenswerte Video-Neuheiten: „Fellini’s Schiff der Träume“ (VMP), Frederico Fellinis bombastisch-sentimentaler Abgesang auf eine große Epoche der italienischen Oper und der europäischen Majestäten; „Der Strohmann“ (RCA/Columbia) Woody Aliens Abrechnung mit der Gesinnungsschnüffelei der McCarthy-Ära, auch heute noch von aktueller Brisanz; „Jetzt raucht’s wieder tierisch“ mit den unverwüstlichen Hippie-Komikern Cheech und Chong (VCL); „Höllenhunde des Pazifik“ mit Ronald Reagan in seiner vorletzten Rolle und an der Seite seiner späteren Frau Nancy (RCA/ Columbia); „Rebellen in Leder“ (VCL) mit John Cassavetes in der ungewohnten Rolle des Anführers einer Motorradbande; „Sein Leben in meiner Gewalt“ – Sean Connery als abgebrühter Bulle in einem Film von Sidney Lumet (Warner); zwei Filme mit Marilyn Monroe („Der Prinz und die Tänzerin“ aus dem Jahr 1957, und ihr letzter, der zugleich auch Clark Gables letzter Film war, „Misfits – Nicht gesellschaftsfähig“, 1961, beide bei Warner); und zwei weitere Cassetten mit Loriot-TV-Sketchen (Warner).

Video-Empfehlung des Monats

Sein Name ist Max 404, und er ist einer der liebenswürdigsten Roboter der Filmgeschichte. Er ist die Hauptfigur in Roger Cormans Low-Budget-Produktion „Der Android“, die jetzt bei Warner Home Video auf Cassette erschienen ist. Max tut Dienst auf einer kleinen Raumstation irgendwo draußen im All. Er arbeitet als Assistent seines Schöpfers, des genialisch-wahnsinnigen Dr. Daniel (gespielt von Klaus Kinski). Daniel, eine gelungene Mischung aus den Film-Doktoren Frankenstein, Mabuse und Rotwang, experimentiert hier draußen an der Konstruktion des perfekten Roboters, und dafür sind ihm alle Mittel recht.

Max selbst ist alles andere als perfekt. Seine Fähigkeiten sind zwar erstaunlich, aber seine Schwächen sind allzu menschlich. So verliebt er sich in die erste beste Frau, die sich zusammen mit zwei obskuren Begleitern auf die abgelegene Raumstation verirrt. Es stört ihn nicht, daß diese Frau eine entflohene Strafgefangene ist und sich gerade auf eine nicht zimperliche Weise ihrer Bewacher entledigt hat. Und es stört ihn auch nicht, daß sein Herr und Meister Dr. Daniel ganz andere Pläne mit seinen Gästen hat. Die Liebe setzt bei Max ungeahnte Kräfte frei, und er ist entschlossen, sich mit dieser Frau bis zur Erde durchzuschlagen.

Die Autoren dieses Films, James Reigle, Don Opper (Drehbuch) und Aaron Lippstadt (Regie), führen mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit vor, wie man auch ohne großes Geld, ohne aufwendige Tricks und Effekthaschereien phantasievolles Science-fiction-Kino machen kann. Mit seiner subtilen Ironie und seinem feinen Humor wurde „Der Android“ von der englischen Presse zu Recht als der „Geheimtip des Jahres“ gefeiert.