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Tätowieren heißt Zeichen hinterlassen – Zeichen, die unauslöschbar sind. Eine Tätowierung legt den Tätowierten lebenslang fest, schafft eine Bindung zwischen Zeichner und Gezeichneten.

In der Tendenz beschreibt das auch den Vorgang des Filmemachens und das Verhältnis zwischen Film und Zuschauer: Der Filmmacher „tätowiert“ sein Material mit Wirklichkeits-Partikeln, seine Nadel ist das Objektiv, durch das sich Bildausschnitt und Inszenierung auf der Filmhaut einritzen. Der fertige Film „tätowiert“ dann sein Publikum mit Bildern und Tönen, die in den Köpfen der Zuschauer Bedeutung bilden.

Regisseur Bob Brooks beschränkt sich in dem bereits 1980 gedrehten, erst in diesem Jahr in die Kinos gekommenen und jetzt auf Video erschienenen „Tattoo“ (Videountertitel:. „Das Mal der Rache“) auf das herkömmliche Verständnis vom Tätowieren: Zeichen auf menschliche Körper ritzen. Schon der Vorgang des Tätowierens ist mit sexueller Bedeutung aufgeladen. Das menschliche Objekt entblößt sich vor dem Tätowierer bis auf die intimsten Körperstellen – und die Tätowiernadel wird zum Penetrations-Instrument.

Hieraus zieht „Tattoo“ den Suspense für eine kleine Thrillergeschichte. Die Spannung ergibt sich aus einem Mißverständnis. Das Tätowieren ist für Karl Kinsky (Bruce Dem) künstlerische Herausforderung und die Tätowierung ein besonderes Mal, das man sich durch moralischen Lebenswandel und durch Karls Liebe erst verdienen muß. Das Fotomodel Maddy sieht dagegen die Ganzkörper-Tätowierung lediglich als Abwechslung in ihrem Erscheinungsbild an. Die kurzlebige Welt der Mode und die statische, festlegende Welt des Tätowierens – in der Begegnung zwisehen Karl und Maddy (gespielt von der überraschend lockeren Maud Adams, dem bisher sterilsten aller „Bond“-Girls) prallen sie vehement aufeinander. (RCA/Columbia).

Der 1952 verstorbene Schriftsteller Edgar Rice Burroughs war zeitlebens enttäuscht von dem, was Hollywoods Filmindustrie aus seinem Roman „Tarzan of the Apes“ an Filmstoffen gewonnen hat. Von 1918 bis 1983 gab es insgesamt 42 „Tarzan“-Verfilmungen, die mit 16 verschiedenen „Tarzan“-Darstellern den präzisen sozial-historischen Rahmen, in dem Burroughs seinen Helden angesiedelt hat, zum naiv-synthetischen Abenteuer entstellten. Im Mittelpunkt stand stets ein gutgelaunter Supermann des Dschungels.

Hugh Hudsons „Greystoke“ (Warner Home Video) deutet schon im Titel an, worin er sich von den trivialen Dschungel-Dramen à la MGM (die zweifellos ihren Charme besitzen) unterscheidet: Er definiert den Urwald-König erstmals als soziales Wesen, als Angehörigen der englischen Aristokratie. Daß dieser Aristokrat im zarten Baby-Alter seine vor der Küste Afrikas gestrandeten Eltern verliert und ersatzweise von einem Rudel Affen großgezogen wird, verleiht der Gesichte politischen Zündstoff. Unter der Oberfläche enthält Burroughs Roman eine vehemente Kritik an der victorianischen Gesellschaft. Tarzan ist hier eine tragische Figur, hin- und hergerissen zwischen seiner biologischen Zugehörigkeit zu den Menschen und seiner sozialen zu den Affen. Regisseur Hudson porträtiert seinen Helden als eine Art Kaspar Hauser der britischen Kolonialgesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts.

„Du bist wohl Supermans beste Freundin?“ – „Nein, ich bin seine Cousine.“ Superman, der unüberwindliche Comic-Held, hat Konkurrenz aus der eigenen Familie bekommen. Cousine „Supergirl“ (gespielt von Helen Slater) stattet der Erde einen vorübergehenden Besuch ab. Sie ist auf der Suche nach dem „Omegahedron“, einer unscheinbaren kleinen Kugel, die Supergirls Heimat im „inneren Weltraum“ mit lebensnotwendiger Energie versorgt.

Das verflixte Ding ist ihr beim verbotenen Spiel abhanden gekommen und auf unsere Erde gefallen. Platsch, geradewegs in die Frühstücksbutter der machthungrigen Hexe Selena (Faye Dunaway). Die hat ohnehin gerade darüber nachgedacht, wie sie sich die Weltherrschaft aneignen könnte, und diese magische Kugel kommt ihr gerade recht.

Aber es gibt noch einen weiteren, fast wichtigeren Zankapfel zwischen den beiden Superfrauen: einen Mann. Eifersucht ist der eigentliche Treibstoff in diesem Kampf der Frauen, bei dem es überhaupt nicht damenhaft zugeht, und von dessen Ausgang nicht weniger als das Schicksal zweier Welten abhängt. Männer sind da nur als Zuschauer geduldet. Und als Lustobjekt. Emanzipation im Supergewand eines kurzweiligen Teenie-Streifens (CBS/Fox).

Außerdem neu auf Video: „Ein Fressen für die Geier“ (CIC). Clint Eastwood und Shirley McLaine als höchst unterschiedliches Paar mit dem gleichen Ziel: die französischen Besatzer aus Mexiko zu vertreiben. Regie bei dieser 1970 gedrehten aufwendigen Action-Komödie führte Eastwoods väterlicher Freund Don Siegel.

„Rallye Paris-Dakar“: In einer Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm versucht der Münchner Filmmacher Peter Welz der Faszination dieser „härtesten Rallye der Welt“ auf die Spur zu kommen. Iris Berben spielt eine Reporterin, die sich im Verlauf der strapaziösen Rallye von einer unerfahren-sensationslüsternen News-Jägerin zu einer nachdenklichen, menschlich gereiften Journalistin mausert (VMP).

„Bonjour Tristesse“: Liebe und Intrigen an der französischen Riviera. Regie bei dieser Verfilmung des Bestsellers von Francoise Sagan führte Otto Preminger. David Niven und Deborah Kerr wollen heiraten, Tochter Jean Seberg weiß das zu verhindern (RCA/Columbia).

„Klauen wir gleich die ganze Bank“: George C.Scott als schlitzohriger Gauner, der die Bezeichnung „Bankräuber“ allzu wörtlich in die Tat umsetzt (Warner).

„Ein Froschmann an der Angel“: Jerry Lewis in einer von ihm selbst inszenierten turbulenten Komödie aus dem Jahr 1967, in der er hinter einem Haufen Juwelen her ist und ein Haufen Gangster hinter ihm (RCA/Columbia).

„Die Filzlaus kehrt zurück“ hat mit der Erfolgskomödie „Die Filzlaus“ aus dem Jahr ’73 nur Hauptdarsteller Lino Ventura gemein. Ventura ist hier als schratiger Schnapsbrenner zu sehen, der in dunkle Geschäfte mit Diamanten und Bikini-Höschen verwickelt wird. Venturas Partner sind neben Jean Yanne und Mireille Darc auch Alain Delon in einer Gastrolle (Starlight).

„Cassette des Monats“ ist diesmal Wim Wenders „Paris/Texas“. Über den Film ist so viel geschrieben worden, daß wir an dieser Stelle nur noch einmal Kameramann Robby Müller für das Große Bundesverdienstkreuz am goldenen Band vorschlagen möchten. Die Kraft seiner Bilder ist im deutschen Kino unerreicht und macht die Geschichte um Heimatverlust und-suche zu einem unvergeßlichen Erlebnis (Marketing).