Nick Cave: Die fünf wichtigsten Stationen seiner Karriere
Station to Station: ein geografischer Karriereüberblick über das Schaffen von Nick Cave.

Von Australien über Großbritannien nach Berlin: Im Leben und Schaffen von Nick Cave spielte eine von Orten eine prägende Rolle. Fünf dieser Schauplätze wollen wir an dieser Stelle einmal genauer unter die Lupe nehmen.
MELBOURNE
Noch unter dem Namen The Boys Next Door nimmt die spätere Birthday Party das Album DOOR, DOOR auf, eine postpunkig-bluesige Platte mit destruktivem Garagensound. Das mit Abstand beste Stück SHIVERS stammt vom Gitarristen Rowland S. Howard.
LONDON
Um einen größeren Markt zu erobern, siedeln die Australier nach London um, nennen die Band in The Birthday Party um – Titel des zweiten Albums der Boys Next Door, das unter dem neuen Bandnamen noch einmal erscheint. In Australien sowie London entsteht mit JUNKYARD ein drittes, exzessives Birthday-Party-Album: nicht nur ihre beste Platte, sondern auch ein Vorbote für das, was folgt.

BERLIN
Auch London erweist sich als Sackgasse, The Birthday Party trennen sich, ein Großteil des Personals zieht nach Berlin. Hier entstehen die großen Bad-Seeds-Werke der ersten Phase, dunkle Manifeste, vollgepackt mit gigantischen Songs: TUPELO auf THE FIRSTBORN IS DEAD (1985), THE CARNY auf YOUR FUNERAL… MY TRIAL (1986), THE MERCY SEAT auf TENDER PREY.
SAO PAULO
Der Liebe wegen, aber auch, um seine Heroin-Sucht in den Griff zu bekommen, zieht Nick Cave nach Sao Paulo. Das schwelgerische FOI NA CRUZ, erstes Stück auf dem Album THE GOOD SON (1990), gibt eine neue milde Stimmung vor. Die fantastische Platte enthält einige der größten Cave-Songs, darunter den Evergreen THE SHIP SONG.
LONDON
1993 kehren Cave und seine brasilianische Frau Viviane Carneiro mit dem gemeinsamen Sohn nach London zurück, kurz darauf kommt es zur Trennung. Es entstehen die packenden Alben HENRY’S DREAM (1992) und LET LOVE IN (1994).
1996 gelingt Nick Cave ein echter Hit: Die Mörderballade WHERE THE WILD ROSES GROW mit Kylie Minogue läuft auf MTV rauf und runter, das zugehörige Album MURDER BALLADS (1996) bietet morbiden Nachschub, wird seine kommerziell erfolgreichste Platte.
Mit THE BOATMAN’S CALL (1997) singt er über das Ende seiner Affäre mit PJ Harvey und den Tod, Cave erweist sich hier als großer Singer/Songwriter.
BRIGHTON
Mit seiner Frau Susie Bick zieht er nach Brighton an die Südküste Englands, es folgt Anfang der Nullerjahre eine Phase, in der er an Relevanz verliert: Die Fans bleiben ihm treu, neue Hörer*innen findet er nur noch wenig, in Indie-Kreisen gilt Nick Cave plötzlich als uncool.
Das üppige Doppelalbum ABATTOIR BLUES/THE LYRE OF ORPHEUS bietet besten Fan-Service, die Vollbartphase mit dem Projekt Grinderman und dem Bad-Seeds-Album DIG, LAZARUS, DIG!!! erfreut die Kerngruppe, führt Cave weiter ins Abseits.

Das ändert sich schlagartig mit PUSH THE SKY AWAY (2013): Eine neue Generation wird auf Nick Cave aufmerksam, unterstützt von der britischen Serie PEAKY BLINDERS. Das Titelstück des Opus über eine Gangsterdynastie im Birmingham zur Zeit der Industrialisierung ist Caves Signature-Song RED RIGHT HAND. Die Loyalität der alten Fans und die vielen neuen führen dazu, dass Nick Cave mit Ü60 von der Szene-Ikone zum Weltstar wird.