Picturedisc – Ein alter Hut


Die Picturedisc ist ein alter Hut. Jetzt kommt die Shapesingle!

Übrigens ist das mit dem alten Hut bei der Bildschallplatte keine Redensart! Ein erstes brauchbares Patent für das Herstellungsverfahren wurde bereits in den 50er Jahren in Deutschland entwickelt. Leider haben es die deutschen Schallplattenfirmen damals verpennt, damit werbewirksam einzusteigen.

Die Versuche, Bildschallplatten herzustellen, scheiterten damals in allen Ländern, in denen damit experimentiert wurde, weil das Bild beim Pressvorgang immer wieder riß. Am 30. Oktober 1957 ließ eine Lüneburger Schallplattenfirma schließlich ein Verfahren patentieren, das kaum noch Ausschüsse produzierte und vor allem auch gute Soundqualität gewährleistete. Die Inhaberin, Luise Bardowick, meldete das Patent nach und nach in zahlreichen Ländern an, darunter Österreich, die Schweiz, Polen, Spanien, Tunesien, Norwegen, Italien, Japan, Holland, Griechenland, Frankreich, England, Kanada, Belgien, Schweden, Argentinien, Brasilien und die USA.

Zunächst wurde die Bildplatte für den Fremdenverkehrsbereich und für die Werbung eingesetzt. Als die BB-Schallplatten-Fabrik (Bardowick Bildschallplatten) in Schwierigkeiten geriet, wurde das Patent zunächst an ein Konsortium verkauft, später erwarb es der Hamburger Musikverleger Alfred Schacht.

Ihm gelang es jedoch nicht, dieses Patent auszuwerten. Obwohl zahlreiche Firmen im In- und Ausland daran spontanes Gefallen bekundeten, waren es, so erklärt Schacht, meistens die Marketingleute, die nichts damit anzufangen wußten. In den technischen Abteilungen, so beim Presswerk der Deutschen Grammophon in Hannover zum Beispiel oder in verschiedenen amerikanischen Firmen, bestand schon Interesse daran. Nahezu 20 Jahre lag das Patent brach. Alfred Schacht: „Es waren die Amerikaner und die Engländer, die gewartet haben, bis das Patent abgelaufen war, um es dann auszuwerten, nachdem in Deutschland, dem Ursprungsland , keiner so recht mit diesem Verfahren etwas anzufangen wußte.“ Warten wir nun ab, wer sich als Erfinder der Shapesingle meldet, falls dieser neue Gimmick irgendwann einmal auch den Schallplattenhandel erreichen sollte. Bisher gibt es dieses neue Vinyl-Spielzeug hierzulande nur als Werbegeschenk. Die erste Firma, die damit herauskam, war übrigens Motown Records mit einer herzförmigen Single, die als Geburtstagsgeschenk für „Papa“ Berry Gordy, den allmächtigen Boß, gedacht war. „Pops, We Love You“ sangen Diana Ross, Stevie Wonder, Marvin Gaye und Smokey Robinson. Noch’n Herz, ebenfalls in rot, gab es von Bobby Caldwell: „Love Won’t Wait“. Den Vogel schoß bisher die CBS mit einem Polizeiabzeichen für Police („I Can’t Stand Loosing…/Roxanne“ ab. Ein paar Kostproben des Shape-Fevers haben wir für Euch abgebildet.