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Auran

Digitale Miniatureisenbahn

Ein Nachruf auf die Welt der analogen Hobbies. Mit der CD fing es an, ihre digitale Sauberkeit töte gnadenlos das knisternde Rauschen der Schallplatte, hieß es. Die bereinigte Feinheit der Musik war allerdings nur eine Ankündigung dessen, was noch kommen sollte. Bücher werden nicht mehr gedruckt, das haptische Vergnügen einer Zeitung ersetzt durch starre technische Geräte. Lexika findet man nur noch in den Welten der Großeltern, im Internet das Wissen aller. Brettspiele versus Videospiele und jetzt auch noch das: Die Miniatureisenbahn, Spielzeug unserer Väter, ab jetzt nur noch in digital. Märklin ist pleite, dafür verkauft sich der Trainz Simulator wie eine H0-Diesellock im Jahr 1950. Züge durch digitale Landschaften fahren, ist wie eine digital remastered Version vom White Album: leblos. Aber vielleicht sind das die Zeichen der Zeit, vielleicht sollte man sich daran gewöhnen, dass es besser ist, alles digital zu machen. Vorbei die Zeiten, in denen man mit Watte eine Winterlandschaft auf der Eisenbahnplatte fingierte, heute wird Wetter digital gemacht. Wer Trainz im Winter spielt, spielt in Winterlandschaften. Heute geht man nicht mehr aufgeregt in einen Laden und investiert sein mühsam erspartes Geld in einen Bahnübergang aus Plastik: Heute tauscht man Bahnübergänge mit ein paar Klicks einfach aus. Ohne Zusatzkosten. Ohne Zweifel, Trainz Simulator ist ein großartiges, zielgruppengerechtes Spiel. Aber es fehlt das Wesentliche, der Vater, der liebevoll hinter einem steht. Es fehlt an Leben. (35 Euro)

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