Aerosmith
A Night In The Ruts
Col (Sony Music)
Daß Gitarrist Joe Perry – ehemals neben Stephen Tyler der musikalische Kopf von Aerosmith – seine erfolgsgewohnte Truppe aufgrund „musikalischer Differenzen“ verlassen hat und sein eigenes Joe Perry Project gründete, ist inzwischen wohl allgemein bekannt. Kurz vor seinem Weggang wurde schnell noch eine letzte gemeinsame LP fertiggestellt. Diese Platte heißt „A Night In The Ruts“, und der Grund für ihr Mißlingen wird wohl bei den oben genannten Umständen liegen. Denn daß Perry bei den Aufnahmen keinen Bock mehr hatte, ist deutlich zu hören: seine Riffs klingen lustlos und nicht besonders originell. Das hat sich anscheinend auch auf de anderen Musiker ausgewirkt, denn eigentlich ist die ganze LP ziemlich lahm. Aerosmith’s letzte Studioplatte „Draw The Line“ wirkte erheblich frischer und fetziger; eine Scheibe, bei der man so richtig mitgehen konnte. „A Night In The Ruts“ ist zwar genauso heavy, aber irgendwie springt der Funke zum Hörer einfach nicht über.
Die vier Songs der ersten Seite sind noch ganz erträglich: drei typische, sauber abgemischte Songs von Aerosmith in Durchschnittsform plus eine heavy Ballade („Remember“), die immerhin noch einen gewissen Reiz besitzt und als einziges Stück der ganzen Platte an gute alte Aerosmith-Zeiten erinnert. Dafür ist die zweite Seite eine Zumutung. Alle fünf Songs in gewohnter Schwermetall-Manier – einmal bluesig, einmal balladenhaft und dreimal typisch Aerosmith – aber alles schleppend, langweilig und/oder äußerst nervig. Hier fehlt einfach das notwendige Speed, das sofort ins Blut geht und dort für Wallung sorgt. Aerosmith brauchen wieder eine treibende Kraft;das einzige, was die Band wieder auf die Beine bringen könnte, wäre ein energiegeladener Guitarman mit Ideenreichtum und viel, viel Ausstrahlung. Vielleicht sollten Aerosmith mal bei Herrn Nugent oder Herrn Gallagher anfragen…