Anaconda

Kann Exploitation ehrlich sein? ANACONDA tischt uns alle sattsam bekannten Monster-Klischees aus PIRANHA, DER KILLER-ALLIGATOR oder ARACHNOPHOBIA auf, schlingert wie eine Mischung aus DER WEISSE HAI und „Herz der Finsternis“ durch die Schlammbrühe des Amazonas – und ist unterhaltsamer als all die pseudowichtigen Megabudget-Mutationen, die uns Hollywood in den letzten Jahren servierte. Weil der Film ehrlich ist: Er weiß, daß sein Titelmonster aussieht wie eine Wurstpelle, daß seine Effekte billig sind, daß seine Story hirnverbrannt ist. Und doch – oder gerade deshalb – lädt er uns ein, Spaß zu haben. ANACONDA hat mit Jon Voight einen prima Bösewicht mit Käptn-Ahab-Fixierung, der seine Sätze hervorwürgt, als hätte ihn die Anaconda gerade in der Mangel. Man merkt Regisseur Luis Llosa die Ausbildung bei Vielfilmer Roger Corman an: Er hat immer ein As im Ärmel und kein Trick ist ihm zu abgeschmackt. Wenn die Riesenschlange sich trotz 20 Meter Länge behende wie ein Wiesel bewegt und Männer beim Sprung vom Wasserfall auf halber Höhe abfängt oder Opfer aus dem Inneren des Reptils auf ihrem Weg in den Verdauungstrakt gefilmt werden, dann ist Szenenapplaus angezeigt. Und da ist ja noch der furiose Schlußgag, der hier nicht verraten wird, aber etwas mit der ursprünglichen englischen Bedeutung des Wortes „Gag“ zu tun hat. Daß Llosa überdies Eric Stoltz als Whitey-Helden einführt, ihn aber nach 20 Minuten für den Rest des Films außer Gefecht setzt und mit Jennifer Lopez und Ice Cube eine Latina und einen Schwarzen als Identifikationsfiguren anbietet, ist ganz schön clever, wenn man genau darüber nachdenkt.