Anger 77 – Keine Angst :: Gitarrenpop

Bei ihrem Indie-Erstling GRUPPENTHERAPIE (1996) suchten Anger 77 noch händeringend nach einem eigenen Sound, das Major-Debüt ALLEIN IMFLUG-ZEUG (1998) war dann schon ein Schritt nach vorn und ließ einen gewissen Reifeprozess erkennen, und KEINE ANGST klingt nun endlich wie aus einem Guss. Das Quintett aus Erfurt kann sich zwar immer noch nicht recht zwischen Britpop („Täler über Berge“), neudeutsch gewelltem Wavepop („Komm her“), angepunktem Krachrock („Koma“) und Alternative Rock amerikanischer Prägung („Hier will ich leben“) entscheiden, aber diesmal wurden wenigstens alle Songs einheitlich und rund produziert. DieTwentysomethings aus Thüringen sind hörbar gewachsen und müssen sich – in den besseren Augenblicken – vor Selig oder Nationalgalerie nicht verstecken. Dennoch will keine rechte Freude aufkommen. Sämtliche Titel wurden makellos in Szene gesetzt, die Arrangements, erweitert um Orgel und Streicher, klingen nett -trotzdem lässt einen dieses Album merkwürdig kalt. Was wohl zum Einen an den wenig originellen Melodien liegt, die man allesamt so oder ähnlich schon woanders gehört hat, und zum Andern an Andreas „Sigi“ Siegmunds holpriger Pennälerlyrik. Nur drei Titel können mit griffigen Versen überzeugen:“B.B.B.“ erzählt glaubwürdig Jugenderinnerungen,“Koma“ benennt nachvollziehbar den Wunsch, mal ein ganz Anderer zu sein, und „Was weiß ich“ macht sich in schnoddrigen Textzeilen über die Millenniumshysterie lustig.

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